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Hannah Villiger, Arbeit, 1980/1981
C-Print ab Polaroidvorlage auf Aluminium, 355 x 475 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Stiftung THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER

Hannah Villiger (1951 – 1997), in Cham geboren, besucht zuerst den Vorkurs der Kunstgewerbeschule Zürich, und anschliessend die Fachklasse für Bildnerisches Gestalten bei Anton Egloff an der Kunstgewerbeschule Luzern. Nach Abschluss der Ausbildung folgt eine längere Reise nach Kanada und in die USA, dann ein zweijähriger Aufenthalt am Istituto Svizzero in Rom.

1977 lässt sie sich in Basel nieder, wo sie drei Jahre später an offener Tuberkulose erkrankt und einen Monat isoliert im Basler Kantonsspital verbringen muss. Ihr Krankenhauszimmer wird in dieser Zeit zum Studio, und sie fängt an, auf diesen kleinen Raum beschränkt, mit Polaroidaufnahmen zu arbeiten. Bald darauf beginnt sie den eigenen Körper als Hauptmotiv ihrer künstlerischen Arbeit einzusetzen. In fragmentarischen Nahaufnahmen konzentriert sie sich auf einzelne Körperteile wie Füsse, Hände, Arme, Beine, wählt für diese Bildausschnitte zudem ungewohnte Perspektiven. Die Kamera erlaubt ihr, auch jene Körperteile aufzunehmen, die sie mit ihren eigenen Augen gar nicht sehen kann. Nie stellt sie das Gesicht oder den ganzen Körper dem Objektiv aus. So lässt sich zwar eine Verbindungslinie zu den Selbstinszenierungen von Cindy Sherman oder Manon ziehen, doch Hannah Villiger geht es nicht um ein Spiel mit Maskeraden. Vielmehr rückt sie jene Plastizität des Körpers in den Fokus, die sich nur über formale Mittel wie Komposition und Proportion ergeben. Die Polaroidaufnahmen werden über Internegative massiv vergrössert und auf Aluminium aufgezogen. Um das bildhauerische Element ihrer Fotoarbeiten hervorzuheben, bezeichnete Villiger ab 1983 ihre Werke oft als «skulptural».

Nach weiteren Reisen durch die USA und den Südpazifik, löst sie 1987 die Wohnung in Basel auf und zieht nach Paris um. Dort stellt sie ab 1988 die quadratischen Fotografien zu Blöcken zusammen. Die Spannung zwischen den Nahaufnahmen und der grossen Distanz zur Betrachterin, die die Hängung dieser Blöcke erfordert, betont noch mehr das skulpturale Prinzip. Aufgrund einer akuten Lungenentzündung wird Hannah Villiger 1997 in Paris mehrfach hospitalisiert. Zur Erholung fährt sie in die Schweiz, wo sie im Haus ihres Bruders an Herzversagen stirbt.

Aargauer Kunsthaus, 2022

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