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Athene Galiciadis, empty sculptures (black and white harlequin), 2014
Acryl auf Ton, 40 x 45 x 45 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern
Fotocredit: Matthias Bill, Belp

Athene Galiciadis (*1978, Altstätten SG) lebt und arbeitet in Zürich, sie hat den Studiengang der Bildenden Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste absolviert, nachdem sie einige Jahre Kunstgeschichte studiert hat. An der Ecole cantonale d’art de Lausanne hat Galiciadis überdies ein Diplôme d’arts visuels erlangt. Grosses Interesse zeigt sie an den visionären Zeichnungen von Emma Kunz, in denen universelle Naturkräfte mit Graphit und Farbstiften auf Millimeterpapier gebannt sind. Dem spürt Galiciadis in ihren eigenen Zeichnungen als rasterartige Kompositionen nach.
In ihrem Werk spielen kulturelle Traditionen eine bedeutende Rolle, wobei sie aus einem vielfältigen Formenrepertoire schöpft. Ausgiebige Reisetätigkeiten und Atelieraufenthalte prägen zudem das Schaffen der Künstlerin mit ungarisch-griechischen Wurzeln. Entgegen der These des österreichisch-tschechischen Architekten und Kulturpublizisten Adolf Loos (1870-1933) aus dem Vortrag «Ornament und Verbrechen» (1910), die industrielle Nachahmung und Ornamentik sei ein Verlust der Kulturentwicklung und eine Verschandelung, verbindet Athene Galiciadis geometrisch-ornamentale Muster mit ursprünglicher Keramiktechnik.

Das Keramikgefäss «empty sculptures (black and white harlequin)», 2014, ist eines von drei vasengleichen Keramikobjekten in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses. Es ist in Schichten von Rohmaterial aufgebaut. Nach dem Brennen bemalt sie das Objekt mit Acrylfarbe und überspannt es mit einem schwarz-weissen Harlekinmuster. Galiciadis sagt, sie denke in Mustern, mit denen sie diese Körperwelten von Hand vermesse. Denn jedes Gefäss sei anders in seiner Gestalt. Das repetitive Muster umhüllt die unregelmässige Ausbuchtung des Bauches in einem eigenständigen Malcharakter, wobei die Skulptur und die Malerei sich nicht konkurrieren. Diese Skulpturen weisen zwar auf einen künstlerischen Gestaltungsversuch an der Schnittstelle von Kunst und Design hin, widersprechen aber der Aussage von Loose, dass dieser Schmuck an einem Gebrauchsgegenstand unangemessen und überflüssig sei.

Diese Objekte werden auch in installative Ausstellungssettings integriert. So hat Galiciadis mit der Arbeit «stool, table & empty sculptures» an der Art Fair Liste Basel, 2015, Keramikgefässe mit Tischen und Plexiglasboxen kombiniert, und damit das bekannte Verhältnis zwischen Sockel und Objekt ironisch unterwandert. Im Museum Haus Konstruktiv bindet sie in der Präsentation «Orientation», 2023, die gemusterten Tongefässe in ein architektonisches Ensemble ein. Mit Seilen angebrachte Blachen in der Schräge beherbergen provisorisch drei davon. Es erinnert an nomadische Behausungen wie die sogenannten «Mushroomcamps» in den Kieferwäldern von Oregon. Diese Zelte werden von migrantischen Communities während der Ernte der kostbaren Matsuki-Pilze aufgebaut. Auf diese prekären Verhältnisse möchte die Künstlerin mit ihren «Shelters» auch in einem gesellschaftspolitischen Sinne aufmerksam machen. Gleichzeitig kann man bereits angetroffene Gefässtypen auf den die Zeltstadt umgebenden Leinwänden wiederentdecken. Galiciadis’ geometrische Malerei ist mit stark verdünnter Farbe aufgetragen und zu den Gefässenmotiven gesellen sich auch mal eine grinsende Katze ode ein Schlangenkopf in spielerisch-humorvoller Manier.

Ursula Meier, 2023

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