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Eric Schommer, Nordoälopollution, 1973
Kunstharz auf Leinwand, 82.3 x 93.2 x 2.2 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung Niklaus Oberholzer
Copyright: Nachlass Eric Schommer
Fotocredit: Brigitt Lattmann

Noch als Angestellter der BBC fällt Erico Schommer (*1942), der eine Lehre als Maschinenbauzeichner absolvierte, mit kleinen surrealistischen Bildern auf. Sie erinnern an Salvador Dali und sind mit grosser technischer Raffinesse gemalt. Der Kontakt mit Heiny Widmer, dem damaligen Direktor des Aargauer Kunsthauses, verschafft seinem Schaffen neue Impulse. Innerhalb weniger Monate – zwischen 1972 und 1973 – wandelt sich Schommer vom autodidaktischen Maler zu einem Künstler, dem eine sehr eigenständige Synthese von Surrealimus und Realismus gelingt.

Der erste Schritt ist die Hinwendung zum damals angesagten Fotorealismus. Dies bringt ihm ein kantonales Werkjahr, ein eidgenössisches Kunststipendium und eine Beteiligung an der Ausstellung „Formen des Realismus“ im Aargauer Kunsthaus. Dort werden seine Bilder Seite an Seite mit Werken von Franz Gertsch und damals hoch angesagten amerikanischen Fotorealisten gezeigt. Der reine Realismus ist dem Künstler allerdings nicht genug und so blitzen alsbald wieder irreale Elemente in seinen Werken auf. Anders als seine frühen, in rein surrealistischer Manier konzipierten Bilder leben die neuen Arbeiten von einem flirrenden Kontrast zwischen Hyperrealismus und Phantasie. Das vorliegende Bild ist hierfür ein gutes Beispiel.

Dass die in Blautönen gehaltene Polarlandschaft mit dem effektvoll im Gegenlicht gesehenen Eisberg von einer fotografischen Vorlage übernommen wurde, liegt auf der Hand. Schommer pflegte Dias auf seine Leinwände zu projizieren und malte vorzugsweise mit Kunstharzfarbe. Ein Sonnenstrahl erzeugt bunte Reflexe. In der Bildmitte verdichten sie sich zu einem Knäuel – ein Fuss von unten? Darin ist eine kleine männliche Figur zu entdecken. Sie setzt zum Sprung an und hält eine Tafel im Arm. Darauf ist POLLUTION zu lesen. Die „Pollution“, die Umweltverschmutzung, war bereits in den siebziger Jahren ein Thema, das viele Menschen beschäftigte. Wie ein Menetekel blitzt die Ermahnung in der kalten Polarlandschaft auf.

Zivilisationskritik ist im Schaffen von Erico Schommer zentral. In seinen späteren Werken schwillt sie zu kosmologischen Weltuntergangsfantasien an. Diese sind wohl auch Ausdruck der Gemütsverfassung des Künstlers, der als einzelgängerischer Sonderling beschrieben wird. Seine privaten Sehnsüchte bleiben ebenso unerfüllt wie seine künstlerischen Ambitionen. Alkohol und Drogenmissbrauch rauben seiner Kunst nach und nach die Substanz – Jahre bevor er 1985 tot in seiner Wohnung an der Limmataue aufgefunden wird.

Das vorliegende Bild ist ein Geschenk des Luzerners Niklaus Oberholzer, der in seiner Funktion als Kunstkritiker für das „Aargauer Volksblatt“ in Baden tätig war. Als Zeuge und Chronist hat er die hoffungsvollen Anfänge der Karriere des Künstlers aus nächster Nähe miterlebt.

Claudia Spinelli

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