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Rudolf Johann Koller, Ohne Titel (Schafe mit Mädchen), 1858
Oil on canvas, 82 x 100 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum Ernst Göhner Stiftung
Copyright: gemeinfrei

Obwohl die Augen des braunen Schafes vom Schatten verdeckt werden, ahnen wir, dass das Tier uns Betrachtende anschaut. Rechts von ihm steht ein zweites, weisses Schaf, das seinen Kopf – dargestellt im Dreiviertelprofil – gesenkt hält. Hinter ihnen neigen sich die Äste eines Baumes ins Bild, unter denen sich ein Mädchen einer Strickarbeit widmet.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts vollzieht eine junge Künstlergeneration um Albert Anker (1831–1910), Frank Buchser (1828–1890) und Rudolf Koller (1828–1905) den Anschluss an den internationalen Realismus. Deren Vertreter bevorzugen die Gattung der Genremalerei, die sich dem alltäglichen Leben der Menschen widmet. Mit ihren vertrauten und nachvollziehbaren Inhalten ermöglichen sie dem bürgerlichen Publikum einen leichten Zugang und lösen die Historienmalerei in ihrer Bedeutung langsam ab.

Koller ist ein äusserst exakter Beobachter der Natur; Tiere wie auch Landschaften hält er in vielfältigen Skizzen und Studien fest. 1862 erwirbt er sich ein Haus am Zürichhorn, das er seinen Bedürfnissen entsprechend umbaut. Er hält verschiedene Tiere als Modelle, die er auch im Freien während längerer Zeit studieren kann. In seinen Darstellungen sucht er nicht das Ideale, sondern das Charakteristische präzise festzuhalten. Seine Beschreibungen bestechen durch plastische Klarheit und genau definierte Konturierung, sich auflösende Farbwerte, wie sie der französische Landschaftsmaler Jean-Baptiste Camille Corots (1796–1875) anstrebt, wendet er kaum an. Der Künstler gilt als Schweizer Tiermaler par excellence. In den 1850er-Jahren gelingt es Koller, die Tradition der französischen Tiermalerei von Jacques Raymond Brascassat (1804–1867), Rosa Bonheur (1822–1899) und Constant Troyon (1810–1865) in der Schweiz zu beleben. Auch Malerkollegen bewundern seine Farbigkeit und seine Meisterschaft der Tieranatomie.

Karoliina Elmer

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