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Konrad Gessner, Französische Truppen passieren die Brücke von Augst, 1799
Aquarell auf Papier, 40.8 x 54.4 cm, Arbeit auf Papier
Aargauer Kunsthaus Aarau

Konrad Johann Gessner (1764–1826), der ältere von zwei Söhnen des Zürcher Malers und Dichters Salomon Gessner (1730–1788), hegt eine Vorliebe für Bildthemen wie Gefechte, Schlachten und Pferde. Insbesondere seine Zeichnungen und Aquarelle mit lebhaften Reiterdarstellungen, von einem raschen und lockeren Pinselstrich in ihrer Wirkung unterstützt, werden zu den Vorboten der Romantik gezählt.

Gessner erhält erste künstlerische Unterweisungen von seinem Vater und dessen Freund, dem Landschaftsmaler Johann Heinrich Wüest (1741–1821). Seine Begeisterung für Pferde bringt Gessner in Kontakt mit Oberst Salomon Landolt (1741–1818), der ihm das Reiten beibringt und seine Laufbahn als Maler von kriegerischen Szenen und Reiterstücken mitbestimmt. Von 1784 bis 1786 wird Gessner an der Akademie in Dresden von Adrian Zingg (1734–1816) und Johann Christian Klengel (1751–1824) unterrichtet und er erzielt erste Erfolge mit Schlachtenbildern. Gessner wohnt beim Porträtisten Anton Graff (1736–1813) und unternimmt mit Zingg und Johann Christian Reinhart (1761–1847) Kunstreisen, die dem Studium der Natur dienen. Zusätzlich fertigt er Kopien nach niederländischen Meistern wie Philips Wouwerman (1619–1668), Abraham Bloemaert (1564–1651), Georg Philipp Rugendas (1666–1742) und Jakob Ruisdael (1629–1682). Erst der Aufenthalt in Italien, namentlich in Rom und Neapel, intensivieren Gessners Auseinandersetzung mit der klassischen Kunst und sein Verständnis für die Antike. Vorübergehend lässt er die ursprünglichen Bildthemen hinter sich und befasst sich mit der Landschaftsmalerei.

„Französische Truppen passieren die Brücke von Augst“ stammt noch aus der Werkphase der Historienbilder und stellt eine Szene aus den Kriegsereignissen des Jahres 1799 dar, als französische Truppen die Schweiz besetzten. Im März erlitten die Franzosen Niederlagen gegen die Österreicher und zogen sich hinter den Rhein zurück. Im für Gessner typischen Dämmerungslicht stellt er wahrscheinlich den Rückmarsch auf Schweizer Boden dar, den Franz Mosele 1979 im Sammlungskatalog treffend beschreibt: „Das stimmungsvolle, aus violetten und sepiabraunen Tönen aufgebaute Aquarell zeigt den Krieg von einer ganz unheroischen Seite. Im Schutz der Dunkelheit wird ein Corps verschoben, Soldaten, Pferde und Geschütze bewegen sich eilig über den Fluss.“

1789 kehrt Gessner in die Schweiz zurück und wendet sich vorwiegend der Landschafts- und Tiermalerei zu. Zwischen 1786 und 1804 weilt er für zwei längere Studienaufenthalte in England und Schottland, die sich prägend auf seine weitere künstlerische Entwicklung auswirken. Gessner widmet sich Darstellungen des englischen Landlebens und erhält im Lieblingsvergnügen der vornehmen Bevölkerung, der Parforcejagd, immer wieder neue Inspiration, um seinem Faible für Pferde nachzukommen. Insbesondere nach der zweiten Reise auf die britische Insel gibt Gessner Kriegsdarstellungen fast ganz auf. Zurück in Zürich entstehen mehrheitlich ländliche Szenen und der Künstler bleibt seiner Zuneigung zu Pferden treu, die sich in unzähligen Darstellungen des Tieres manifestiert.

Karoliina Elmer, Vor 2018

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