Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
X
Ernst Maass, Stillleben, 1935
Öl auf Leinwand, 52.5 x 70 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau

Die Sammlung des Aargauer Kunsthauses beherbergt eine kleine Werkgruppe von Ernst Maass (1904–1971). Der in Berlin geborene Künstler erschafft ein thematisch, stilistisch, materiell wie auch technisch sehr vielseitiges bildnerisches Œuvre. Mit seinen bedeutenden Werken aus den Jahren zwischen 1935 und 1950 sichert sich Maass einen Platz in der Kunstgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere innerhalb des schweizerischen und europäischen Surrealismus.

Nach einer Lehre als Flachmaler bei seinem Vater absolviert Maass einige Studienjahre an der Kunstgewerbeschule und der Akademie in Berlin. 1929 kommt Maass zum ersten Mal in die Schweiz und arbeitet zusammen mit Max von Moos (1903–1979) in einem Horwer Reklameatelier. Daneben erschafft Maass Landschaften und Stillleben in der Art der Neuen Sachlichkeit. Um 1930/31 beginnt seine eigentliche freikünstlerische Tätigkeit, aber um sich seinen Lebensunterhalt zu sichern, bleibt Maass zeitlebens auf verschiedensten Gebieten der angewandten Kunst tätig – als Grafiker, Rahmenmacher, Restaurator und Kolorist. Begegnungen mit Paul Klee (1879–1940) und Wassily Kandinsky (1866–1944) wirken prägend auf seine künstlerische Entwicklung: Nach Ausstellungen am Bauhaus in Dessau und bei Karl Nierendorf in Berlin, der wendet sich Maass 1932 der Malerei zu. Nachdem er den Dienst bei der deutschen Wehrmacht verweigert, zieht er einige Jahre in das italienische Dorf Cannobio. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges lässt sich Maass in Luzern nieder, wo der Heimatlose dank Freunden vor Ort eine Aufenthaltsgenehmigung erhält.

1936 präsentiert Maass das Ölgemälde „Stillleben-Abstraktion“ an der „Ausstellung Zeitprobleme in der Schweizer Malerei und Plastik“ im Kunsthaus Zürich und gehört 1937 zu den Mitbegründern der „Allianz“, der „Vereinigung moderner Schweizer Künstler“, die sich damals für die Anerkennung neuer, bis anhin wenig akzeptierter Kunstrichtungen einsetzt. Das Querformat zeigt in einen dunklen, festen Rahmen eingepasste reine Formen, die von einem kristallklaren Himmel hinter fangen werden. Die dem Künstler entsprechende feine Qualität der Malerei und das unwirkliche Licht lassen die geometrischen Gebilde kalt und äusserst präzis erscheinen. Die Konstruktion befindet sich in keinem harmonischen Kräfteverhältnis, sondern in einem sehr labilen Zustand, der jeden Augenblick zusammenzubrechen droht.
Maass‘ beste Werke, die zwischen 1935 und 1950 entstehen, werden grösstenteils im Kontext der allgemeinen geistigen und zeitpolitischen Situation interpretiert. Zudem kommt in ihrer unsicheren Stimmung die persönlichen Lage des Künstlers als isolierter Emigrant in der Schweiz zum Ausdruck.

Karoliina Elmer

X