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huber.huber Reto Huber Markus Huber, white flags / erased flags, 2006/2007
Bleistift auf Papier, 30.5 x 22.9 cm, Arbeit auf Papier
Aargauer Kunsthaus Aarau

Hinter dem Kürzel huber.huber stehen die Brüder Reto und Markus Huber (*1975). Die an der Zürcher Hochschule der Künste ausgebildeten Kunstschaffenden stellen seit Mitte der 1990er-Jahre zusammen aus und sind vor allem mit Werken, die das Spannungsverhältnis zwischen Natur und Kultur ausloten, bekannt geworden. Mit „white flag“ bewegten sie sich – angeregt durch einen Stipendiumsaufenthalt in New York – inhaltlich in eine andere Richtung, indem sie direkt auf das aktuelle gesellschaftliche und politische Klima reagierten. Dieses Klima spiegelte sich symbolhaft in der grossen Präsenz amerikanischer Flaggen. Viele Bürgerinnen und Bürger schmückten ihr Auto oder Haus mit den „Stars and Stripes“. huber.huber fertigten 50 Zeichnungen an – ein Blatt aus dieser Zeichnungsserie „white flags/erased flags“ ist gleichzeitig mit der Stoffarbeit „white flag“ in unsere Sammlung gekommen – in denen sie diese ausgehängten Flaggen minutiös abzeichneten, um dann die Streifen- und Sternenkomposition der Flagge wieder auszuradieren. Diesen Transformationsprozess von der National- zur Friedensfahne haben huber.huber mit „white flag“ noch pointierter umgesetzt, indem sie eine reale Flagge mit Chlor so lange ausbleichen liessen, bis aus dem rot-blau-weissen Sternenbanner alle Farbe gewichen war. Auf der nun weissen Stofffläche erinnern lediglich die Nähspuren an die ursprüngliche Fahne. Mit dieser Arbeit formulieren huber.huber einen Gegenentwurf zur patriotischen Geste des allgemeinen Beflaggens. Die nationalistische Grundhaltung wird unterlaufen, das Zeichen der Abgrenzung zu einem Symbol der Toleranz.

Die Arbeit „white flag“ des Künstlerduos huber.huber fügt sich in zweifacher Hinsicht ideal in die Aargauer Sammlung ein. Einerseits repräsentiert dieser Ankauf unser Bestreben, vermehrt Werke junger Schweizer Künstlerinnen und Künstler in unsere Bestände aufzunehmen und sie bereits in einem frühen Stadium ihrer Karriere durch diese Anerkennung ihrer Arbeit zu unterstützen. Gleichzeitig wird unsere Sammlung damit durch die Stimme einer jungen Generation bereichert. Andererseits passt dieses spezifische Werk von huber.huber inhaltlich hervorragend in unsere Bestände. Es wird beispielsweise ein spannender Dialog mit Varlins Portrait des Friedensapostels Max Daettwyler (1974) angeregt. Eine weisse Fahne, wie sie der Friedensaktivist auf Varlins Gemälde stolz in die Höhe streckt, und mit der er um die ganze Welt reiste – namentlich auch nach New York – solch eine weisse Fahne haben huber.huber in einer Art visionären Geste aus der amerikanischen Nationalflagge entstehen lassen.

Madeleine Schuppli

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