
Objektkasten aus Holz, Glasflaschen, Wasser (Heilwasser aus der Bretagne), 107 x 78 x 75 cm
Daniel Spoerri (1930–2024) zählte zu den Gründungsmitgliedern einer um 1960 ins Leben gerufenen Künstlergruppe – der sogenannten Noveau Réalistes. Diese strebte danach, der Kunst ihren elitären Status abzusprechen und sich der Wirklichkeit wieder neu anzunähern. Indem sie Alltagsgegenstände und Materialien der urbanen Konsumgesellschaft in ihre Kunst integrierten, trachteten sie nach einer engeren Verbindung zwischen Leben und Kunst und fanden in Abkehr von der abstrakten Kunst und dem Informel zurück zur Gegenständlichkeit. Bekannt wurde Spoerri durch seine sogenannten „Fallenbilder“ („Tableaux-pièges“), in denen er u.a. die Überreste einer Mahlzeit zum Kunstwerk erhob. Auch das Aargauer Kunsthaus ist im Besitz solcher Exponate.
In den 1980er-Jahren reiste der Künstler durch die Bretagne, um heilkräftige Quellen zu dokumentieren. Zurück kam er mit einer Sammlung von 117 Wasserproben, die er allesamt beschriftete und in einem Apothekergestell archivierte. In einem Begleitbuch finden sich Geschichten und Bräuche rund um die bezeichneten Quellen. In „La Pharmacie Bretonne“ (die bretonische Apotheke) reflektiert Spoerri die Beziehung zwischen Mensch und Tradition. Spoerris Apotheke wird im musealen Raum zum Relikt eines Narrativ, zu einem Erinnerungs- und Geschichten-Archiv. Nicht die Ästhetik des Objekts alleine, sondern der vermittelnder Charakter der Dinge macht das Kunstwerk letztlich aus.
Aargauer Kunsthaus, 2025