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Markus Raetz, NO W HERE, 1991
Radierung und Aquatinta-Direktätzung und BFK Rives Bütten, 61 x 69 cm, Druckgrafik
Aargauer Kunsthaus Aarau

Mit viel Konzentration, Geduld und handwerklichem Können erforscht Raetz die Wahrnehmung. Eine Offenheit gegenüber den verschiedensten Medien kennzeichnet sein Œuvre. Kern seines Schaffens aber bildet die Zeichnung – für ihn ein ideales Mittel, um die Denkvorgänge beim Wahrnehmungsprozess direkt auf das Papier zu überführen. Raetz hält sich von 1969 bis 1973 in Amsterdam auf, wo er professionelle Tiefdrucktechniken an der Rietveld-Akademie erlernt. In den 1970er-Jahren rücken Radierungen in das Zentrum seines Interesses und ab den 1990er-Jahren setzt er sich zusätzlich mit Kupferstichen auseinander.

Die farbige Druckgrafikserie „No w here“ ist eine Pinsel-Direktätzung, ein von Raetz selbst entwickeltes Verfahren. Dabei hält der Künstler mit einem in hochprozentige Salpetersäure getauchten Pinsel wenige Striche auf der Kupferplatte fest. Die unterschiedlichen Einwirkzeiten der Säure auf dem Metall erzeugen die Luftperspektive – nähere Teile der Landschaft setzt er zeitlich vor entfernteren Abschnitten – und folglich den Eindruck der Illusion. Im Titel verbergen sich zugleich zwei Bedeutungen: Er kann als „nirgendwo“ – „nowhere“ – oder „jetzt hier“ – „now here“ – interpretiert werden. Die Doppeldeutigkeit verweist auf imaginierte Gegenden, in denen sich Raetz‘ Erinnerungen und tatsächlich von ihm Gesehenes während einer Reise auf den norwegischen Lofoten zu vermischen scheinen. Der Herstellungsprozess ähnelt der Technik des Aquarellierens und reiht sich in die Tradition der Serie „Im Bereich des Möglichen“ (vgl. Inv.-Nr. 3271, 6429–6439) ein. Im Unterschied zur Malerei entzieht sich bei der Pinselätzung jedoch die Wirkung der Säure auf der Platte der absoluten Kontrolle.

Karoliina Elmer

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