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Ilse Weber, Schiff auf nächtlicher Fahrt, 1970
Oil on canvas, 96 x 130 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Marie-Louise Lienhard, Nussbaumen (TG)

Die Sammlung des Aargauer Kunsthauses beherbergt um die fünfzig Werke der Aargauer Künstlerin Ilse Weber (1908–1984), darunter Arbeiten auf Papier und auf Leinwand. Weber ist in der schweizerischen Kunstgeschichte eine Einzelfigur, die aber zu einer wichtigen Integrationsfigur wird für eine ganze Generation von Aargauer Künstlerinnen und Künstler, insbesondere für die Kunstschaffenden der Ateliergemeinschaft am Ziegelrain in Aarau: Heiner Kielholz (*1942), Christian Rothacher (1944–2007), Hugo Suter (1943–2013), Josef Herzog (1939–1998), Max Matter (*1941) und andere prägen ihrerseits die Schweizer Kunst in den 1970er-Jahren entscheidend.

Den Entschluss, Künstlerin zu werden, fasst Weber schon früh, und sie erhält mit 22 Jahren den ersten Malunterricht. Anschliessend besucht sie in Paris die Malschule von Othon Friesz (1879–1949) und unternimmt eine Reise nach Rom, wo sie ihren zukünftigen Ehemann, den Genfer Maler Hubert Weber (1908–1944), kennenlernt. 1944, drei Jahre nach der Geburt einer Tochter, stirbt ihr Gatte. Weber wendet sich ganz der Malerei zu und führt ein Leben als Berufsmalerin, was damals für eine Frau bemerkenswert ist. Mit öffentlichen Wandbildern sichert sie sich den Lebensunterhalt, und ihre kunstfertig gemachte, konventionelle Malerei – Stillleben, Landschaften, Interieurs mit ihrer Tochter – wird von der offiziellen konservativen Kunstkritik anerkannt. Parallel zu ihrer Auftragsarbeit durchläuft Weber einen künstlerischen Prozess, und um 1960 vollzieht sich ein Wandel in ihrem Schaffen. „Ich möchte etwas malen, was ich noch nie gesehen habe“, lautet ein damals oft von ihr wiederholter Satz, der ihr, einem Leitspruch gleich, den Weg einer künstlerischen Eigenständigkeit und einer eigenwilligen Bildsprache weist.
Das Ölgemälde „Schiff auf nächtlicher Fahrt“ führt ein traumhaftes Bildgeschehen vor Augen: Auf einem angedeuteten Wasserfahrzeug werden drei Bündel von mit Bändern zusammengehaltenem Astwerk transportiert. Der dunkel gehaltene Hintergrund deutet auf nächtliches Geschehen.

In Webers Frühwerk, das für mehr als zweieinhalb Jahrzehnte von idyllischen Themen einer heilen Welt dominiert wird, herrscht das Medium der Malerei vor. Nach einer Phase des künstlerischen Wandels gewinnen die Zeichnung sowie Aquarell und Gouache an Bedeutung. Seit den 1950er-Jahren legt sich Weber Material- und Skizzenbücher an, die ihr beim Bildfindungsprozess helfen. Sie schöpft somit in ihrem späteren Schaffen aus ihren Erfahrungen der frühen Periode und behält die Gegenständlichkeit ihrer konventionellen Malerei bei. Indem sie aber einer inneren Wirklichkeit Gestalt verleiht, erschafft Weber eine Bildwelt, die keiner realistischen Zeit-Raum-Darstellung verpflichtet ist.

Karoliina Elmer

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