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Friedrich Kuhn, Ananas, 1969
Öl, Papiercollage, Nägel auf Leinwand auf Pavatex, 63.8 x 48.5 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum der Sammlung Andreas Züst

Im Schaffen des Schweizer Autodidakten Friedrich Kuhn (1926–1972) wird die Palme ab Mitte der 1960er-Jahre zu einem omnipräsenten Leitmotiv, das er gattungsübergreifend variiert. Auch im Gemälde „Ananas“ von 1969 entwächst der traumartigen Landschaft eine Palme. Gestische Pinselstriche und ein pastoser Farbauftrag schaffen einen vom blau-weissen Vordergrund zum rötlich getünchten Horizont verlaufenden Farbraum. Von den darin platzierten Bildelementen – einer Sphinx, einer Pyramide und einem Auge – sticht die mit vier Nägeln befestigte Papiercollage einer Dose Ananas heraus. Teilweise übermalt, ist sie zwar formal mit ihrem Umfeld verbunden, bleibt aber zugleich ein Fremdkörper.

Die Ananas ist zum konservierten und normierten Massenprodukt geworden, das die Verheissungen von Exotik noch in sich trägt. Auch Kuhns Palmen können als Naturelement und Sehnsuchtsmotiv verstanden werden, sie verweisen auf das Klischee eines irdischen Paradieses oder auf die Versprechen der Tourismusbranche. Als beliebte Reiseziele und Stätten des ägyptischen Weltkulturerbes eröffnen Pyramide und Sphinx einen Assoziationsraum, in dem das Auge an das altägyptische Sinnbild des Lichtgottes Horus erinnert. Es wirft den Blick und die Erwartungen der Betrachtenden auf sie zurück. Ebenso wirkt die surreale Landschaft als vielseitiger Bedeutungsträger. Darin sind − bezeichnend für die Technik der Collage − divergente Fragmente zu einem heterogenen Bild kombiniert: Anspielungen auf das Design von Alltagsgegenständen, den Kanon einer Hochkultur und die Welt der Palmen. Der Künstler verbindet seinen imaginierten, inneren Kosmos mit reproduzierten, trivialen Elementen der äusseren Realität. Seine mentale Landschaft ist keine eskapistische Sehnsuchtswelt, sondern wird ironisch gebrochen.

Kuhns Œuvre ist in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses schon lange gut vertreten, der Bestand konnte aber dank dem reichhaltigen Neuzugang aus der Sammlung Andreas Züst – seit 2004 Depositum im Aargauer Kunsthaus – massgeblich erweitert werden.

Online gestellt: 2018

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