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Marc-Antoine Fehr, Après-midi à Pressy, 1993 - 1994
Öl auf Leinwand, 230 x 305 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Marc-Antoine Fehr

Der in Zürich aufgewachsene und seit 1975 im Burgund lebende Künstler Marc-Antoine Fehr (*1953) bewegt sich bereits als Kind im unmittelbaren Umfeld der Malerei: Als Sohn der Malerin Marie-Hélène Clément (1918–2012) und als Enkel des Malers Charles Clément (1889–1972) ist für ihn die Auseinandersetzung mit dieser Form der Kunst selbstverständlich. Seine grossforma-tigen, inhaltlich komplexen Gemälde, mit denen er in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre in die Öffentlichkeit tritt, werden in Einzelausstellungen wie beispielsweise 1985 im Kunstmuseum Winterthur, 1987 in der Städtischen Galerie zum Strauhof in Zürich und 1987 sowie 1994 im Aargauer Kunsthaus gezeigt.

In seiner Wahlheimat Burgund – so viel verrät uns der vage Titel – spielt sich auch die im Bild „Après-midi à Pressy“ (Nachmittag in Pressy) dargestellte Szene ab. Wie häufig in Fehrs Œuvre sind Gegenstände und Räume seiner nächsten Umgebung Ausgangspunkt der malerischen Arbeit. Diese Referenzen verwebt Fehr inhaltlich und malerisch in komplexe Bildkonstruktionen – in surreale Traumwelten, die irgendwo zwischen Realismus und Fantasie anzusiedeln sind. Auch in unserem Werk bleiben die Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren und Sujets undurchsichtig. Das Mädchen, das sich in einer vermutlich unbequemen Haltung auf einem Tisch abstützt und über ein Buch beugt, schenkt ihrem Umfeld keinerlei Beachtung. Ein Hund sitzt neben ihr, vor ihm ein Stuhl, darauf eine weisse Schürze und auf dem Tisch eine Früchteschale mit einem aufgeschnittenen Kürbis. All diese Dinge mögen eine Erzählung andeuten; wohin sie führt, bleibt jedoch offen.

Auffällig ist auch die handwerkliche Fertigkeit, mit der Fehrs Arbeit geschaffen ist. Die virtuose Gestaltung der blauen Wand im Hintergrund gemahnt an Meisterwerke italienischer Freskenma-lerei und auch die Figuren und Formen scheinen „zu sorgfältig“ gestaltet, als dass sie der Gegenwart entstammen könnten. Die Bezugnahme auf die Geschichte der Malerei, aber auch literarische Assoziationen sind zentral für Fehrs Werke, die dadurch erfrischend unzeitgemäss scheinen, als wären sie Boten einer anderen, vergangenen Zeit – einer Zeit, die den Geschichten mehr Bedeutung beimass.

Online gestellt: 2018

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