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Karim Noureldin, Play, 2014
Buntstift auf Papier, 204 x 164 cm, Arbeit auf Papier
Aargauer Kunsthaus Aarau

„Sicher hat es mit meiner Ungeduld zu tun. Ich fange immer sofort gerne mit der Arbeit an“, meint Karim Noureldin (*1963) auf die Feststellung der Kunsthistorikerin Katharina Holderegger, dass sein Werk konsequent auf dem Zeichnen beruhe, das er seit Jahren als autonomes Ausdrucksmittel verfolgt. Für Noureldin existiert kein direkteres Medium, und er schätzt die schnelle Produktion von Zeichnungen, die eine sofortige Reaktion ermöglicht.

Der in Zürich geborene Noureldin absolviert seine Ausbildung an der Schule für Gestaltung in Zürich und an der Höheren Schule für Gestaltung in Basel. Seit 1993 wird das Schaffen des Malers und Zeichners regelmässig an Ausstellungen sowohl im In- als auch Ausland gezeigt. Dominieren in frühen Zeichnungen mit Füllfederhalter schraffierte, organische Gebilde auf leinölgetränktem Papier, arbeitet er ab 1994 mit Bleistift sowie Lineal und erschafft an architektonische Modelle erinnernde geometrische Gitterstrukturen. Mit über tausend Zeichnungen tapeziert Noureldin 1997 die Wände seines Ateliers in Brooklyn. Obwohl die Blätter in dieser Anordnung einen installativen Charakter annehmen, bleibt jede Arbeit ein autonomes Werk. Die enorme Anzahl verweist auf die oftmals serielle Vorgehensweise Noureldins, die es ihm erlaubt, seine Konzentration zu bündeln. Über einen langen Zeitraum von mehreren Monaten bis Jahren lotet der Künstler Themen aus, bis er keine weiteren Darstellungsmöglichkeiten mehr erkennt.

Auch die 2015 für die Sammlung des Aargauer Kunsthauses angekaufte Zeichnung Play (2014) gehört einer Serie von insgesamt neun Werken mit den identischen Massen 204 mal 164 cm an. Die vorliegende Arbeit geht aus von der einfachen geometrischen Form des Dreiecks, die Noureldin in unterschiedlichen Grössen und Ausrichtungen mit blauem sowie rotem Buntstift auf einem grossformatigen Papier verteilt, bis ein Moment des „Gleichgewichts“ erreicht ist. Farben – in der Regel beschränkt auf zwei bis drei Töne – sind für Noureldin ein Mittel, um die Arbeit in der Fläche zu halten. Im vorliegenden Bild bleibt die Farbgebung zart, wohingegen sich in einem zweiten, gleichzeitig erworbenen Blatt eine kräftig gezeichnete, gelbe Linie über das Rechteck zieht.

Der Ankauf ergänzt den hiesigen Bestand an Werken Noureldins um die aktuellste Position seines Schaffens, die der Wechselwirkung zwischen Form, Farbe und Fläche im Bildraum nachgeht. Die wichtige Bedeutung des Räumlichen für den Künstler zeigt sich bereits bei älteren Arbeiten in der Sammlung, wie zum Beispiel in den kleinen Büchern, die alle unter dem Titel Twentyfive Photos erschienen sind. In ihnen publiziert Noureldin Fotografien von Gebäuden und räumlichen Konstellationen, die ihm als Inspirationsquelle dienen. Das Blatt aus der Zeichnungsserie Unknown Zone deutet in der zentralperspektivisch angelegten Komposition die Ausdehnung in das Dreidimensionale an. Die Werkgruppe bildet die Basis für ortsgebundene Wandmalereien und Bodeninstallationen, die als konsequente Weiterführung der erprobten Möglichkeiten in den realen Raum erscheinen.

Karoliina Elmer

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