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Friedrich Kuhn, Die Palmen des Friedrich Kuhn, 1968
Offset auf Papier, 128 x 90 cm, Druckgrafik
Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum der Sammlung Andreas Züst

Ein Pin-up-Girl in lasziver Pose vor einem bühnenartigen Arrangement ziert das Plakat, das Friedrich Kuhn (1926–1972) zur Ankündigung seiner „Palmenausstellung“ 1969 in Zürich fertigt. Das unter der Palme stehende barbusige Mädchen ist für die damalige Zeit allerdings zu aufreizend und muss für den Strassenaushang überdruckt werden. Das Motiv der Palme verwendet Kuhn erstmals Mitte der 1960er-Jahre, als er aufgrund seines exzessiven Alko-holkonsums längere Zeit in einem Spital verbringt, und taucht ab 1968 überall in Kuhns Werk auf: Er malt, druckt und zeichnet Palmen, kreiert aber auch zahlreiche Objekte, die teilweise mit plastischen Akzenten oder Collage-Elementen versehen sind. Die Palme, ein romanti-sches Symbol für die „unberührte Natur“, steht bei Kuhn für die bürgerliche Sehnsucht nach Freiheit, die er immer wieder geistreich persifliert. Kuhn setzt die Palme aber auch bewusst als Markenzeichen ein. Gleichzeitig verweist er dabei auf die Massenproduktion und Ver-marktung von Konsumgütern wie auch auf den Warencharakter von Kunstwerken.

Kuhns Œuvre ist in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses schon lange gut vertreten, der Bestand konnte aber dank dem reichhaltigen Neuzugang aus der Sammlung Andreas Züst – seit 2004 Depositum im Aargauer Kunsthaus – massgeblich erweitert werden. Kuhn ist Au-todidakt und entwickelt im Lauf seines kurzen Lebens einen eigenwilligen Stil, der zwischen Figuration und Abstraktion anzusiedeln ist. Schon früh integriert Kuhn Motive der Pop- und Konsumkultur in seine Werke, arbeitet mit der Collagetechnik und gestaltet Skulpturen und Reliefs aus Abfallmaterialien und Resthölzern. Kuhn ist ein künstlerischer Aussenseiter, der sich keinem Trend verpflichtet fühlt und aufgrund seines kompromisslosen Lebensstils zu-weilen als „Bürgerschreck“ bezeichnet wird. Wer sich aber auf Kuhns Werk einlässt, wird zum Teil märchenhaft-fantastische oder gar kindlich anmutende Aspekte entdecken.

Online gestellt: 2018

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