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Otto Morach, Bergsee, um 1916
Öl auf Leinwand, 78 x 63 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Hugo Stüdeli, Solothurn Fröhlicherweg 14 4500 Solothurn

Im Gemälde „Bergsee“ gibt Otto Morach (1887–1973), der Solothurner Künstler und spätere Lehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich, eine Berglandschaft wieder. Das titelgebende Motiv – angedeutet durch waagrechte schwarze und grüne Streifen im Vordergrund – geht beinahe unter vor den sich auftürmenden Felsformationen. Abgeschlossen wird der Landschaftsausschnitt von einer strahlenden Sonne.

Morach gehört zusammen mit Johannes Robert Schürch (1895–1941), Ignaz Epper (1892–1969) und Hermann Scherer (1893–1927) zu einer expressionistisch geprägten Künstlergeneration in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Nach der Ausbildung zum Sekundarlehrer lässt sich Morach zum Zeichenlehrer weiterbilden. Wie viele andere Schweizer Künstler findet auch er in Paris erste künstlerische Anregungen. Von 1909 bis 1911 besucht er verschiedene Akademien und studiert bei Félix Vallotton (1865–1925), Maurice Denis (1870–1943), Henri Matisse (1869–1954) und Edouard Vuillard (1868–1940). Aber erst 1912, beim zweiten Aufenthalt in der französischen Hauptstadt, eignet er sich die avantgardistischen Formensprachen an. Er befasst sich mit der Malerei Paul Cézannes (1839–1906) und dem analytischen Frühkubismus. Es folgt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Kubismus in seiner dynamischen Weiterentwicklung durch Fernand Léger (1881–1955) sowie Marcel Duchamp (1887–1968), mit dem Orphismus von Robert Delaunay (1885–1941) und seiner Frau Sonia Delaunay (1885–1979) und mit dem Futurismus von Gino Severini (1883–1966).

Im Sommer 1913 kehrt Morach in die Schweiz zurück. Er verbringt den Sommer zusammen mit seinen Künstlerfreunden Arnold Brügger (1888–1975) und Fritz Baumann (1886–1942) im Bergdorf Zaun bei Meiringen über dem Haslital. Ausgehend von den in Paris erarbeiteten Stilmitteln findet Morach in den Steilhängen, Felswänden und Baumgruppen zu seiner vereinheitlichenden Form- und Farbbehandlung. Zahlreiche Bilder mit Landschaftsmotiven wie Wasserfall, Bergsee und Wald entstehen, die dem für sein Frühwerk spezifischen Kubo-Futurismus verpflichtet sind. Das Gemälde „Bergsee“ in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses zeigt sein künstlerisches Vorgehen deutlich: Die Felsformationen werden frühkubistisch abstrahiert und vereinfacht. Die strukturierte Bildordnung wird durch Flächen- und Raumdiagonalen expressiv belebt. Zusätzlich verleiht die Lichtführung dem Werk Dynamik: Die weisse Sonne strahlt einerseits in genau gerichteten Strahlen, andererseits wellenartig in kreisförmigen Scheiben aus.

Karoliina Elmer

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