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Otto Wyler, Bildnis einer Künstlerin (Fräulein Stähelin), 1913
Oil on canvas, 151 x 90 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Nachlass Otto Wyler

Neben wenigen Aquarellen, Lithografien, Radierungen und Zeichnungen beherbergt die Sammlung des Aargauer Kunsthauses ein Gros von Ölgemälden des aargauischen Künstlers Otto Wyler (1887–1965). Die zahlreichen Werke decken Wylers gesamte Schaffenszeit ab und geben Einblick in ein breites Œuvre, das die Gattungen Landschaft, Bildnis, Figurenbild, Akt und Stillleben umfasst. Darüber hinaus führt Wyler in seinem Wohnort Aarau zahlreiche öffentliche Wandaufträge aus (weiterführende Informationen unter www.otto-wyler.ch).

An der Fachschule für dekoratives Malen und Zeichnen am Kantonalen Gewerbemuseum in Aarau erkennt Eugen Steimer (1860–1926) Wylers Talent und schickt ihn 1906 an die Pariser Ecole nationale des Beaux-Arts. Im Winter 1906/07 studiert Wyler in München, kehrt danach jedoch in die französische Hauptstadt zurück. 1908 lässt er sich dauerhaft in der Schweiz nieder und zählt somit neben Max Burgmeier (1881–1947) oder Ernest Bolens (1881–1959) zu den ersten Künstlern, die im Aargau freischaffend ein Auskommen finden. Wyler ist aber zeitlebens auf Reisen und weilt für Arbeitsaufenthalte in Paris, Südfrankreich, Griechenland und Marokko, wie zahlreiche Landschaftsschilderungen bezeugen.

Aufgrund von Wylers Ausbildung in Paris und München weist sein Schaffen französische und deutsche Stilmerkmale auf. Auf der Suche nach Seh- und Ausdrucksweisen nimmt Wyler zu Beginn seiner Karriere unterschiedlichste Impulse auf – insbesondere den Impressionismus, die Malerei der Nabis, den Fauvismus und die Tätigkeit seiner Landsmänner Ferdinand Hodler (1853–1918) sowie Cuno Amiet (1868–1961) gilt es hervorzuheben. Wyler gelingt es, die Anregungen zu seinem unverwechselbaren Stil zu verarbeiten, und findet in den 1920er-Jahren seine eigenen malerischen Gestaltungsformen.
„Bildnis einer Künstlerin (Fräulein Stähelin)“ wird 1948 aus dem Besitz des Künstlers für die Sammlung des Aargauer Kunsthauses erworben. Das grossformatige Ölgemälde gibt in der linken Bildhälfte eine stehende weibliche Figur wieder, zu deren Füssen ein weiss-braun gescheckter Hund liegt. Der Körper von Sophie Stähelin ist im Profil erfasst, den Kopf aber wendet sie ab und blickt lächelnd aus dem Bild. Die Dargestellte ist mit einer schulterfreien, bodenlangen Robe mit Schleppe gekleidet, und die braunen Haare sind passend zur eleganten Ausstaffierung hochgesteckt.

Vorliegendes Werk gehört zu einer Reihe von Atelierbildern, die Wyler zwischen 1911 und 1914 unter der prägenden Wirkung des Jugendstils und der japanischen Bilderwelt malt. Weitere Arbeiten aus dieser Zeit sind „Sitzender weiblicher Akt“ (1911, vgl. Inv.-Nr. 266), „Frau im blauen Kimono“ (1912, vgl. Inv.-Nr. D1702) und „Frauenbildnis“ (1914, vgl. Inv.-Nr. 1415), denen das dekorative Moment auffallender floraler Muster in der Kleidung der Dargestellten oder als Bildhintergrund gemein ist. Charakteristisch für diese Schaffensphase ist ausserdem die Beschränkung der Farbpalette und die gedämpfte Wirkung, die Wyler durch die Beimischung von Grau- und Ockertönen erreicht.

In die gleiche Zeit fallen auch Wylers erste Erfolge: 1911 erwirbt das Wallraf-Richartz-Museum in Köln das Gemälde „Gitarrenspielerin“, und 1913 wird der Künstler an der XI. Internationalen Kunstausstellung in München mit einer Goldmedaille geehrt.

Karoliina Elmer

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