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Frédéric Moser Philippe Schwinger, Internment Area, 2002
1-Kanal-Video, Farbe, Ton,
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung Alastair Cookson

Durch die grosszügige Schenkung aus einer internationalen Privatsammlung ist dieses Hauptwerk des Künstlerduos Frédéric Moser (*1966) & Philippe Schwinger (*1961) in die Sammlung des Aargauer Kunsthauses eingegangen. Die beiden Westschweizer Künstler arbeiten seit 1988 zusammen und hatten bei Silvie und Chérif Defraoui 1993–1998 an der Ecole Supérieure d’Art Visuel in Genf studiert. Ihre Arbeit liegt auf der Schnittstelle zwischen visueller Kunst, Kino, Szenografie und darstellenden Künsten. Es überrascht denn auch nicht, dass Moser & Schwinger ihr Debüt in der freien Theaterszene hatten, bevor sie sich der bildenden Kunst zuwandten.

Die raumgreifende Arbeit „Internment Area“ (2002) besteht aus einer begehbaren, monumentalen Bühnenkonstruktion und der Projektion eines rund halbstündigen, auf Video übertragenen Films. Das theatralisch ausgeleuchtete, spärlich möblierte Podest ist auch im Video präsent – als Bühne für die fünf darauf agierenden Schauspieler. Die Künstler verbinden damit die Realität des Films mit jener des Museumsbesuchers und aktivieren Letzteren als potenziellen Teilnehmer und Mitspieler. Die Schauspieler mimen eine Therapiesitzung nach den Regeln des Psychodramas. In dieser von Jacob L. Moreno im frühen 20. Jahrhundert entwickelten Methode spielen die Patienten spezifische Situationen nach. Diese Form der Gruppentherapie hatte der österreichische Arzt vom Stegreiftheater abgeleitet. Auch die Bühnenkonstruktion haben die Künstler nach einem Vorbild aus Morenos Praxis nachgebildet.

Das Dispositiv von „Internment Area“ haben die Künstler im Sinne von Michel Foucault als zugleich räumliche und physische wie auch als geistige Konstruktion angelegt. Die Handlung dreht sich um die schwierige Situation eines Jungen, der aus einem Internat ausgebrochen ist. Die Intimität des Dialogs macht eine höchst private Situation öffentlich. Zeuge der emotionalen Entblössung zu werden, deren Inhalt die Künstler aus Protokollen von realen Therapiesitzungen abgeleitet haben, wird für uns Betrachtende zunehmend beklemmend. Die anfängliche Neugierde weicht einem fahlen Gefühl. Gerade weil der Ort der Handlung mit unserem Standpunkt identisch ist, fällt eine Distanznahme schwer.

Madeleine Schuppli

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