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André Thomkins, Knopfei, 1973
Eierschale, Knopf, Fadenspule, Faden, 11.5 x 4.5 x 4.5 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Fotocredit: Marcus Jacob

André Thomkins (1930–1985) war ein grosser „Meister im kleinen Format“. Der in Luzern geborene, ab 1952 im Ruhrgebiet lebende Künstler hat eine Kunstsprache entwickelt, die sich aus unterschiedlichsten Quellen nährte und sich durch die Kultur-, Kunst- und Literaturgeschichte anregen liess. Durch einen kontinuierlich wachsenden Freundeskreis geriet Thomkins mitten in die künstlerische Aufbruchszeit der 1960er-Jahre im Raum Köln – Düsseldorf – Essen, wo er sich zwar als stiller und zurückhaltender, aber doch als stetiger Motor und Anreger an vielen Aktivitäten beteiligte und diese in seiner eigenen Arbeit reflektierte.

Bekannt geworden ist André Thomkins in den 1970er-Jahren vor allem als Zeichner. In einer Zeit, als die Zeichnung nicht mehr nur als Hilfsmittel diente, sondern als autonomes Medium in den Blick rückte, und für Künstler, die das neue Verständnis des Mediums als Ausdruck einer künstlerischen Haltung verstanden, galt André Thomkins, als Vorbild.

Der Umfang seines Werkes ist immens und umfasst neben Zeichnungen auch Objekte, Ölbilder, Anagramme, Palindrome und Musik. Das „Knopfei“ gehört zu den Besonderheiten in seinem Werk und ist so mit seinem Namen verbunden, dass es geradezu ikonische Bedeutung für den Ideen-Künstler hat, als der André Thomkins gilt und als der er hoch geschätzt wird. Für ihn dürfte die Nähe von Kopf und Knopf dabei ebenso wichtig gewesen sein wie die surrealistische Verbindung von zwei nicht zusammengehörenden Dingen. Im „Knopfei“ zelebriert er (durchaus mit Augenzwinkern) die Erfindung und das avantgardistische Postulat der Originalität: „Mit Nadel, Zwirn und Einfädler habe ich den weissen Wäscheknopf auf das Ei genäht. Es bestand am 18. September 1957 die Wahrscheinlichkeit, dass eine Begegnung von Knopf und Ei niemals zuvor stattgefunden habe. Der Grad dieser Wahrscheinlichkeit war mein Anlass zu dem Schneiderkunststück, und obwohl das Nähen die fadenscheinigste Form der Annäherung ist, scheint es darum nicht weniger nahe liegend.“ Wiederholt hat André Thomkins dieses zerbrechliche Objekt realisiert und es auch als Ausgangspunkt für weitere Arbeiten und neue Bildfindungen verwendet. Das erste „Knopfei“ ist nicht mehr erhalten. Bekannt sind vier spätere Versionen, darunter unsere Version, die wir aus Schweizer Privatbesitz erwerben konnten.

Stephan Kunz

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