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Edouard Vallet, Le matin à la montagne, 1912
Oil on canvas, 92.5 x 92.2 cm, Gemälde
Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum Sammlung Werner Coninx

Edouard Vallet (1876–1929), Sohn französischer Eltern, wird in Genf geboren und verbringt einen Grossteil seiner Kindheit und Jugend in der Westschweizer Stadt. Nach wiederholtem schulischem Ungehorsam und einer Flucht aus der Bildhauerlehre zur Grossmutter nach Frankreich festigt sich Vallets Entschluss, Künstler zu werden. Die Familie kommt diesem Wunsch mit einem Kompromiss entgegen, so soll der junge Vallet an der Kunstgewerbeschule in Genf die Holzschneidekunst erlernen. Gleichzeitig besucht er die Ecole des Beaux-Arts und folgt dem Unterricht Barthélemy Menns (1815–1893). Wenige Monate vor Abschluss verlässt er jedoch die Schule, ohne ein Diplom zu erhalten. In seinen biografischen Notizen spricht Vallet von einem „Unabhängigkeitsbedürfnis“, das ihn stets getrieben hätte und dem er schliesslich mit noch nicht einmal 20 Jahren nachgibt, indem er sich beruflich und künstlerisch selbstständig macht.

Im Februar 1908 hält sich Vallet zum ersten Mal in der Walliser Gemeinde Hérémence auf. Zwei Jahre später lässt er sich ganz in der Nähe, in Savièse, nieder und widmet sich in seiner Kunst fortan fast ausschliesslich der Landschaft und Umgebung des Bergkantons und dessen Bewohnern. Auch unser Werk – der Titel verrät es bereits – zeigt die neue, selbsterwählte Heimat des Künstlers: Es ist das Dörfchen Riod (Hérémence) mit dem Pointe de Mandelon im Hintergrund. In Vallets Darstellungen von Menschen darf durchaus von einer Idealisierung des Sujets gesprochen werden, im Sinne einer Adelung der einfachen Landleute und ihren unspektakulären und alltäglichen Arbeiten, nicht jedoch in seinen Landschaften. Das kleine Bergdorf in “Le matin à la montagne (Savièse au Valais)“ wirkt in keiner Weise pittoresk, sondern muss sich gegen den massiven Berg im Hintergrund behaupten, der sich in Form einer auf den ersten Blick monochrom erscheinenden dunklen Fläche zeigt. Der Blickwinkel ist ungewöhnlich und hält sich nicht an eine klassische Perspektive. Der Himmel findet kaum Platz im Gemälde, was typisch ist für Vallets Landschaftsdarstellungen. Die Häuser bilden eine schmale Linie und die Wiese im Vordergrund trägt auch kaum zur Abschwächung des dominanten Steinmassivs bei. Bei genauerem Hinsehen sind jedoch dessen dichtes Gewebe von feinen Strukturen und die Farbabstufungen von Lila zu Blau, zu Grün bis Braun und Schwarz erkennbar, was dem Bild die anfängliche (angebliche) Schwere nimmt. Vallet arbeitet oft ab Fotografien, die Gemälde dienen ihm wiederrum als Vorlagen für seine Druckgrafiken. Von vielen seiner Sujets gibt es mehrere Versionen, sowohl in derselben wie auch in anderen künstlerischen Techniken. Von unserem Werk existiert eine Winterversion, “La montagne en hiver“ (1912), ebenfalls in Öl auf Leinwand, mit dem beinahe identisch gewählten Bildausschnitt.

Das Bild “Le matin à la montagne (Savièse au Valais)“ kam 2016 mit über 100 weiteren Werken Schweizer Malerei als Dauerleihgabe aus der Werner Coninx Stiftung ins Aargauer Kunsthaus und bildet eine wertvolle Ergänzung zu Vallets Gemälde “La batteuse de beurre“ (1911), das eine Walliser Bauernfrau beim Butter schlagen zeigt.

Bettina Mühlebach, 2018

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