Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
X
Paul Basilius Barth, Liegendes Mädchen, 1916
Öl auf Leinwand, 64 x 160 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern / Dauerleihgabe im Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Nachlass Paul Basilius Barth
Fotocredit: Brigitt Lattmann

Das grossformatige Gemälde „Liegendes Mädchen“ zeigt eine ruhende junge Frau, welche auf einem Bett mit rotem Überwurf liegt. Die Darstellung der Frau, beinahe in Lebensgrösse, ist ein typisches Beispiel für den künstlerischen Stil des Basler Künstlerkreises um Paul Basilius Barth (1881–1955), Karl Dick (1884–1967) und Jean Jacques Lüscher (1884–1955). Ab dem Jahr 1906 brechen diese Künstler sowohl mit der allgegenwärtigen, mythologisch aufgeladenen und vollumfänglich in Details ausgearbeiteten Bildsprache Arnold Böcklins (1827–1901) als auch mit Ferdinand Hodlers (1853–1918) von Symbolik geprägten Bildern. Beeinflusst durch die französischen Avantgardisten, insbesondere Paul Cézanne (1839–1906), führen die Basler Künstler in der Schweiz einen neuen Stil ein. Barths Komposition des liegenden Mädchens deutet Formen nur knapp an, die Detailtreue ist auf charakteristische Merkmale der Dargestellten konzentriert. Das Augenmerk des Gemäldes liegt auf der Gesichtspartie des Mädchens, welche im Gegensatz zu anderen Bildteilen detailliert ausgearbeitet ist. Durch die Verwendung von starken Hell-Dunkel-Kontrasten erzeugt das Bild eine geheimnisvolle, romantische Atmosphäre. Die Hände und der Rock, aber auch der Bettüberwurf sind nur schemenhaft angedeutet und wirken beinahe abstrahiert, was typisch ist für Barths Arbeiten aus dieser Zeit. Das Bild erinnert in seiner Monumentalitätät und im Bezug auf die Komposition an klassische Ganzkörperbildnisse von Anselm Feuerbach (1829–1880), dessen Werke Barth in Italien kennengelernt hat.

Seinem Wunsch folgend, Kunstmaler zu werden, beginnt Paul Basilius Barth mit 17 Jahren eine Lehre als Dekorationsmaler. Der Vater des Künstlers, praktizierender Arzt und Laienschriftsteller, unterstützt seinen Sohn in den darauffolgenden Jahren finanziell und ermutigt ihn, Kunstmaler zu werden. Nach Studien an der Gewebeschule Basel und einer Ausbildung an Kunstakademien in München, folgen zwischen 1904 und 1906 ausgedehnte Italien-Aufenthalte. In dieser Zeit entstehen insbesondere Porträts und Landschaften, welche sich an die Bildsprache von Böcklin anlehnen. In München und Italien setzt sich Barth mit den Deutschrömern auseinander, die einen eher konservativen Malstil verfolgt und sich an Werken der Frührenaissance orientiert haben. Werke aus dieser Zeit sind erstmals geprägt durch eine Helldunkelmalerei, welche der Künstler zeitlebens beibehält. Dieser Malstil wird ab 1906 mit neuen Akzenten ergänzt, nachdem Barth in Paris mit Gemälden von Jean-Baptiste Camille Corot (1796–1875) und vor allem Paul Cézanne in Kontakt gekommen ist. Mit anderen Basler Künstlern besucht Barth in dieser Zeit die Académie Julian. Die dunkeltonige Malerei des Künstlers wird zunehmend von einem helleren Kolorit und einer differenzierteren Modellierung aufgebrochen, was sich auch im Bild „Liegendes Mädchen“ zeigt. Ab 1910 finden erstmals intensive Blau- und Rottöne in die Kompositionen Eingang, welche insbesondere auf den Einfluss von Cézanne zurückzuführen sind. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 1914, kehrt Paul Basilius Barth nach Basel zurück. Bis zu seinem Tod, 1955, konzentriert er sich auf traditionelle Bildgenres wie Interieur, Porträt, Landschaft, Stillleben und Frauenakt. Seine Zeichnungen und Gemälde fokussieren weiterhin die charakteristischen Eigentümlichkeiten der Dargestellten, wobei die Formausgestaltung immer reduzierter wird und sich im Spätwerk fast auflöst.

Christian Herren

X