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Helmut Federle, Ohne Titel, 1977
Dispersion auf Karton, 21 x 29.5 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: ProLitteris, Zürich

Im Schaffen von Helmut Federle (*1944) kommt der Zeichnung oder allgemeiner der Arbeit auf Papier eine besondere Stellung zu. Der Künstler selbst spricht vom Zeichnerischen als einer „Spirale gegen Innen“. Er betont „die Abhängigkeit des Agierens vom Träger“, wonach er je nach Bildgrund eine andere künstlerische Haltung annehme: Achte er bei den grossformatigen Malereien auf Leinwand mehr auf die kompositorische Gesamtwirkung, bieten die skizzenhaften Kleinformate Raum für experimentelle Modelle und die Möglichkeit, Spuren zu legen und auszuloten. Das Aargauer Kunsthaus besitzt eine grosse und repräsentative Auswahl von Arbeiten auf Papier. Daran anknüpfend richtet das Kunsthaus 1998 eine Ausstellung aus, die sich diesem Aspekt in Federles Œuvre widmet. Gemäss eines vom Künstler entwickelten Konzepts werden drei ausgewählte Werkreihen auf Papier präsentiert.

Insbesondere das erste Jahrzehnt in Federles künstlerischem Schaffen steht ganz im Zeichen der Arbeiten auf Papier. Damit einher geht die Beschäftigung mit dem Motiv des Bergs. 1969 entsteht eine erste, noch relativ abbildhafte Serie von Bergbildern; bis 1977/78 folgen eine ganze Reihe thematisch verwandter Werke. Das titellose Bild in Dispersion auf Karton befindet sich seit 1993 in der Kunsthaussammlung. Es markiert zusammen mit weiteren Arbeiten, die eine ähnlich zurückgenommene Farbigkeit aufweisen, das Ende dieser Motivgruppe. Obschon im Farbauftrag eindeutig malerische Aspekte angelegt sind, darf es aufgrund des kleinen Formats und der skizzenhaften Spontaneität im Bereich des Zeichnerischen verortet werden. Im Vergleich zu den früheren Bergbildern fällt auf, wie Federle den assoziativen Gehalt immer weiter abbaut. In der vorliegenden Arbeit ist das dargestellte Bergmassiv nur noch in wenigen kantigen Pinselstrichen skizziert. Farblich dominieren unterschiedliche Schattierungen von Grau, einige vermutlich exponierte Hänge sind in Weisstönen gehalten, dazwischen klaffen Partien in Schwarz, die wir als Schluchten zu interpretieren geneigt sind. Eine noch radikalere Reduktion erfährt das Motiv in dem anderen Bild aus dieser Serie, das sich ebenfalls in der Kunsthaussammlung befindet („Ohne Titel“, 1977, Inv.-Nr. 4505). Hier sind die Farben auf Schwarz und Weiss beschränkt; der Berg erscheint höchstens noch als Andeutung, vor allem aber als flächige Struktur. Beide Bilder zeichnet eine Ambivalenz zwischen Abstraktion und erkennbarem Sujet aus, wobei Federle wenig daran liegt, in den Darstellungen konkrete Landschaftszüge abzubilden. Die Berge stellen für den Künstler einen Gefühlswert dar. Sie sind Ausdruck eines inneren Bildes und keiner äusseren Wirklichkeit. Zu seinem Verhältnis zum Motiv der Berge hält Federle denn auch fest: „Meine Beziehung (Form) zum Berg ist eine Beziehung zur Einsamkeit, zur Hoffnungslosigkeit und daher völlig austauschbar, sie ist auch eine Beziehung zur Dimension. (…) Die formalen Resultate, gleich wie die Berge, der Aspekt Natur, also der Realitätsbezug, interessieren mich in ihrem Eigenwert nicht – auch nicht der formale Eigenwert. Ich benütze sie, um meine persönliche Emotionalität (…) zu veräussern, um eine Wirkung zu suchen, die ausserhalb der gegenständlichen Realität liegt.“

Yasmin Afschar

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