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John M Armleder, Ohne Titel (Furniture Sculpture 167), 1987
Dispersion auf Fauteuil und Leinwand, 75 x 62 x 62 cm, Installation
Aargauer Kunsthaus Aarau und Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern

Der in Genf geborene John M. Armleder (*1948) ist ein vielseitig tätiger Künstler, dessen Œuvre die Bereiche der Malerei, Zeichnung, Performance, Installation, Skulptur, Multimedia und Grafik abdeckt. Besonders wichtig für Armleders eigene künstlerische Aktivität sind die Entdeckung des Werks von Kasimir Malewitsch (1879 – 1935) und das Zusammentreffen mit John Cage (1912 – 1992). Nach kurzer Ausbildung an der Ecole des Beaux-Arts in Genf und einem Kurs an der Glamorgan Summer School in England gründet er zusammen mit seinen Freunden Patrick Lucchini (*1948) und Claude Rychner (1948 – 2014) die Fluxus-Gruppe „Ecart“. In den 1970er-Jahren erreicht Armleder nationale Bedeutung und vertritt 1986 die Schweiz an der Biennale in Venedig.

Die hinteren beiden Holzbeine des mit grünem Stoff bezogenen Sessels sind dergestalt gegen die Wand gestemmt, dass sich die Sitzfläche nach vorne gegen den Beschauer neigt. Auf der Rückenlehne sind zwei diagonale, parallel platzierte Striche in weisser und schwarzer Farbe aufgemalt. Rechts des Möbels hängen zwei monochrome grüne Bilder nebeneinander an der Wand, über deren Fläche sich eine weisse bzw. eine schwarze Diagonale von rechts unten nach links oben zieht.

„Ohne Titel“ bildet das 167. Exemplar aus der erfolgreichen Werkgruppe der „Furniture Sculptures“. 1979 malt Armleder zum ersten Mal eine Gouache auf einen Stuhl, der die erste Nummer der besagten Serie wird. Seither sind parallel zu malerischen und zeichnerischen Arbeiten insgesamt 237 Stücke entstanden, die sich in Sammlungen in den USA und in Europa befinden. Armleder kombiniert in ihnen monochrome oder abstrakte Malereien mit vorgefundenem Mobiliar wie Tischen, Betten, Teppichen, später auch mit Industrieprodukten oder Musikinstrumenten und führt Marcel Duchamps (1887 – 1968) Konzept des Readymade weiter. In „Ohne Titel“ rekonstruiert Armleder nach eigenen Angaben mit zwei konstruktivistischen Gemälden und dem Fauteuil ein reales bürgerliches Interieur, das in der farblichen Stimmigkeit eine Idee des guten Geschmacks in den musealen Kontext transferiert. Armleder bedient sich ausrangierter Gegenstände, denen eine Geschichte eingeschrieben ist, stellt sie wieder her und überführt sie mit veränderter Funktion in eine neue Umgebung: Durch die beiden gemalten Linien erhebt der Künstler das einfache Möbelstück zu einer Skulptur. Mit Malerei, Objekt und Raum organisiert Armleder Inszenierungen und fordert die Betrachtenden auf, eigenen Assoziationen zu folgen, denn für den Künstler ist jede Lesart seiner Werke legitim.

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