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Ugo Rondinone, siebteraprilneunzehnhundertzweiundneunzig, 1992
Acryl auf Leinwand, Siebdruck auf Acrylglastafel, 250 x 210 x 8 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung Franz Wassmer
Copyright: Ugo Rondinone

Ugo Rondinone (*1962), einer der international bekanntesten Schweizer Kunstschaffenden, war im Aargauer Kunsthaus bislang nur in Form eines Depositums vertreten. Mit diesem wichtigen Werk, das als grosszügige Schenkung einer Privatperson nach Aarau kam, ist er nun erstmals Teil unserer Sammlung. Wir hoffen, dass mit „No. 34 siebteraprilneunzehnhundertzweiundneunzig“ ein Anfang und Grundstein für weiteren Zuwachs gelegt ist.

Rondinones Konzentration auf ein limitiertes Themenrepertoire – das der Künstler dann in Werkserien bearbeitet – zeigt, dass er eher in die Tiefe, denn in die Breite wirkt und mit einer gewissen Beharrlichkeit an spezifischen Themen arbeitet. Bei den malerischen Werken sind es vor allem die Kreisbilder, die zu einer Art Markenzeichen des Künstlers geworden sind. Unser Bild steht ganz am Anfang von Rondinones Beschäftigung mit dem Kreis und gehört zu einer 8-teiligen Gruppe hochrechteckiger Kreisbilder. Das Werk wurde 1992 in der Ausstellung „Pastime“ in der Galerie Walcheturm gezeigt und dort vom bisherigen Besitzer angekauft. Ugo Rondinone hat das Kreismotiv seither kontinuierlich weiter verwendet und eine ganze Reihe von Bildern geschaffen, bei denen der Kreis nicht nur Bildmotiv ist, sondern auch zur bestimmenden Bildform wird. Während diese sogenannten „shaped canvases“ die Objekthaftigkeit des Werks betonen und jede ausserbildliche Referenz verweigern, so öffnen die hochrechteckigen Bilder mit den Kreismotiven auf monochromen Hintergründen Raum für Assoziationen, erinnern etwa an eine Landschaft mit Sonnenaufgang.

Das Thema der Zeit ist eines der zentralen Elemente in Rondinones Schaffen. Auch unsere Arbeit ordnet sich in sein System zeitlicher Kategorisierungen ein, denn der Kreis ist nicht nur Symbol für Vollkommenheit, sondern auch für Zeit. Zudem ist der Zeitfaktor in den Werktitel, der ein ausgeschriebenes Datum ist, eingebunden. Die Arbeit wird dadurch zu einer Art Tagebucheintrag und zu etwas Biographischem, Individuellem und absolut Subjektiven. Dieser Verankerung im Persönlichen widerspricht die Machart des Bildes. Die Kreise sind mit Airbrush gesprayt und entbehren jeglicher individueller Gestik oder Handschrift. Diesen rein technischen Vorgang delegierte der Künstler denn auch, wobei das Datum des Werktitels den Tag repräsentiert, an dem Ugo Rondinone das Aquarell schuf, welches dem Werk dann als Vorlage diente.

Motivisch lassen sich Rondinones Kreisbilder in die Tradition der so genannten „target-paintings“ einreihen. Formale Vorbilder finden sich in der Pop-Art, der Colorfied oder Hard Edge Malerei. Jasper Jones hatte in den 1950er-Jahren erstmals die Leinwand zur Zielscheibe gemacht und somit das Sehen mit Schiessen assoziiert – eine Analogie, die sich durchaus auf Rondinones Bild übertragen lässt. Eine hypnotische Wirkung, ein Sog geht von den konzentrischen Ringen aus und das Auge versucht, auf den Kreismittelpunkt zu zielen. Damit erschliesst sich eine Erfahrungsebene, die irgendwo zwischen psychedelischer Buntheit und meditativer Mandala-Esoterik angesiedelt ist.

Madeleine Schuppli

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