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Stefan Gritsch, Still Life, 2016
Acryl, Holz, Metall, 27 x 58.5 x 18.8 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Stefan Gritsch

“Still Life“ von Stefan Gritsch (*1951) ist eine von über dreissig Arbeiten des Künstlers, die sich in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses befinden. Die frühsten Werke stammen aus den 1970er-Jahren, gefolgt von Beispielen aus fast allen Schaffensphasen, die es erlauben, die künstlerische Entwicklung von den frühen, sehr reduzierten Papier- und Leinwandarbeiten bis hin zu den vielteiligen Farbobjekten der letzten Jahre nachzuzeichnen. Der rote Faden in Gritschs Werk ist die Beschäftigung mit den materiellen Bedingungen der Malerei, die Anfang der 1990er-Jahre in der Auseinandersetzung mit der Farbe als Material ihre heute noch aktuelle Ausformulierung fand. Seitdem nämlich bildet eine in immer neue Zustände gebrachte Masse an Acrylfarbe die Basis von Gritschs Arbeiten. Im Zeichen von Wiederholung und Übertragung bearbeitet der Künstler diese Farbvolumina, schneidet sie, zerteilt sie, übermalt sie mit neuen Schichten von Acrylfarbe und setzt sie zu wechselnden Farbkonglomeraten von Kugeln, Blöcken, Platten und anderen Formen zusammen. Manchmal haben die Bildobjekte lediglich für die Dauer einer Ausstellung Bestand. Nach Ablauf der Präsentation wandern sie zurück ins Atelier, zurück in die Ursprungsfarbmasse, wo sie zu neuen Arbeiten auf- und übergehen. Insofern sind auch jene Werke, die Gritsch aus seiner Obhut entlässt, primär Vorschläge und Möglichkeitsformen. Das Objektive, Absolute lehnt Gritsch ab: “Ich suche Nähe, Unschärfe und Mischung“, sagt der Künstler, “ich will dazwischen sein, um von da aus Visuelles zu realisieren.“

Dieses Credo des Unabgeschlossenen, Relativen liegt auch der mehrteiligen Arbeit “Still Life“ zugrunde. Auf einem simplen Wandbrett sind vier charakteristische Farbobjekte platziert. Ein glänzender dunkler Quader, eine womöglich an Innereien erinnernde Knolle, eine angeschnittene Zylinderform – der eine oder andere denkt hier vielleicht an eine bunte Mortadella – und eine ebenfalls vorseitig mit einem Schnitt versehene kantige Längsform. Diese Objekte bilden ein Stillleben, wie es im Titel heisst – eine gemäss Definition “als Arrangement eigenständige Darstellung von in der Regel kleineren reglosen Gegenständen“. Wie im klassischen Stillleben ist die Auswahl und Gruppierung der Objekte zentral. Wiederum geht es Gritsch darum, die eigene Arbeit in neuen Referenzsystemen zu erproben. Die Frage nach dem Verhältnis der Objekte untereinander sowie zu Raum und Zeit beschäftigt Gritsch in seinen Installationen wiederholt. Diese Thematik überführt er nun durch das Genre des Stilllebens in einen kleineren Massstab, der nicht orts- und bisweilen nicht einmal mediengebunden ist, wie es die seit 2015 entstehenden und ebenfalls in der Sammlung vertretenen “Stillleben“-Fotografien zeigen: sachliche Schwarzweissaufnahmen, in denen Gritsch Objektzusammenstellungen wie die vorliegende festhält.

Yasmin Afschar

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