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Teresa Hubbard Alexander Birchler, Tape, 2009
4 Archival Pigment Prints, 61 x 76.2 cm, Fotografie
Aargauer Kunsthaus/Schenkung der Künstler

Das Künstlerpaar Teresa Hubbard (*1965) und Alexander Birchler (*1962) hatten 2009 mit der Ausstellung „No Room to Answer“ einen grossen Auftritt in unserem Haus. Dies war der Anlass für ihre Schenkung der vierteiligen Fotoarbeit „Tape, Production Still from Grand Paris Texas“. 2000 konnte bereits die grosse Arbeit „Gregor’s Room“ (1998) für unsere Sammlung angekauft werden und dank eines Depositums der Walter A. Bechtler Stiftung befindet sich seit 2004 Hubbard / Birchlers erste Videoarbeit „Eight“ (2001) in unsern Beständen. Nun ist das Schweizerisch-Amerikanische Künstlerpaar, das zu den wichtigen Positionen innerhalb der aktuellen Video- und Fotokunst gehört, mit einer dritten, ganz aktuellen Arbeit in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses vertreten.

Ein Höhepunkt von Hubbard / Birchlers Ausstellung war ihre Videoarbeit „Grand Paris Texas“, 2008. Schauplatz des knapp einstündigen Videos ist Paris, eine Stadt im US-Bundesstaat Texas. Die Betrachter/innen verfolgen, wie die Künstler mit einer professionellen Filmcrew in die verwahrlosten Räumlichkeiten eines ausgemusterten Kinos vordringen. Diese Erzählung entwickelt sich im Wechsel zu Interviews mit Bewohner/innen der Stadt Paris/Texas. Sie sprechen über ihre Erinnerungen ans ehemalige lokale Kinotheater, über ihre Beziehung zum Kino allgemein und auch über ihre Gedanken zum nach ihrer Stadt benannten Film von Wim Wenders (*1945) („Paris, Texas“, 1984). In Bezug zu „Tape, Production Still from Grand Paris Texas“ ist eine Szene aus der Videoarbeit „Grand Paris Texas“ besonders wichtig: Im Videoverleih der Stadt gibt es zwar ein Exemplar des Tapes von Wim Wenders Film, jedoch ist dieses beschädigt. Ein Benutzer scheint aus Versehen das Filmende überspielt zu haben, der Ausgang des dramatischen Roadmovies bleibt somit im Dunkeln. Hubbard / Birchler konnten die defekte Videokassette erwerben und haben sie in ihrer mehrteiligen Fotoarbeit festgehalten: die Vorderseite, die Hinterseite, das Tape ohne Verpackung und die leere Schutzhülle. So repräsentiert „Tape, Production Still from Grand Paris Texas“ die Recherche der Künstler rund um die Wirkungsgeschichte von Wim Wenders Film in der Stadt Paris/Texas. Die ästhetische Sprache der Bilder ist sehr klar, fast nüchtern und erinnert an professionelle Produktefotografie. Der Gegenstand wird möglichst vollständig in all seinen Facetten abgebildet, um ein klares, objektives und ganzheitliches Bild des Objektes zu vermitteln. Gleichzeitig scheint dieses Werk die Aussagekraft des Abbildes auch gleich wieder in Frage zu stellen, denn – was sagt uns die Hülle über den Inhalt? Die Hülle ist ein meist leeres Versprechen und trifft in diesem Fall doppelt zu, ist das Filmmaterial auf diesem Tape doch teilweise zerstört. Durch Wim Wenders Film hatten auch Hubbard / Birchler den Weg nach Paris/Texas gefunden. Doch genauso wie die etwas enttäuschten Bewohner/innen der Stadt mussten auch sie erfahren, dass keine Minute von Paris, Texas in der Stadt gedreht worden ist, die ihm den Titel gab.

Madeleine Schuppli

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