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Hermann Huber, Zwei Frauen, Um 1911
Öl auf Leinwand, 93 x 73 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Ferdinand Hofmann, Hirzel

Die Sammlung des Aargauer Kunsthauses beherbergt eine Vielzahl von Werken des aus Zürich-Wiedikon stammenden Künstlers Hermann Huber (1888–1967). Neben einigen Ölgemälden und Zeichnungen finden sich zahlreiche Radierungen, die Einblick in Hubers gesamte Schaffenszeit geben und die Dominanz der Gattungen Figurenkomposition und Landschaft in seinem Œuvre belegen. Darüber hinaus ist Huber in seiner Geburtsstadt für monumentale öffentliche Wandmalereien bekannt wie beispielsweise das Fresko in der Universität Zürich.

Bereits in jungen Jahren lernt Huber Reinhold Kündig (1888–1984), Paul Bodmer (1886–1983) und Otto Meyer-Amden (1885–1933) kennen. Insbesondere mit Letzterem verbindet Huber eine lebenslange tiefe Freundschaft, die sich in einem regen Briefverkehr niederschlägt. Eine Lehre als grafischer Zeichner bei Orell Füssli bricht Huber ab, und er lässt sich nach Aufenthalten in Düsseldorf sowie Berlin 1906 in München nieder. Es folgt eine Zeit intensiver Reisetätigkeit, in der Huber Rom, Jerusalem, Algier, Paris, aber auch verschiedene Orte in der Schweiz besucht und in rascher Abfolge unterschiedliche künstlerische Impulse verarbeitet. Ein erster zurückgezogener Lebensabschnitt folgt von 1918 bis 1925 mit seiner Familie in Klosters, ein weiterer erlebt der Künstler von 1933 bis zu seinem Tod, als er isoliert in Sihlbrugg lebt und bald von der offiziellen Kritik vergessen wird.

„Zwei Frauen“ gelangt 1980 durch Ankauf in die Sammlung des Aargauer Kunsthauses. Das Ölgemälde eröffnet den Blick auf zwei in bodenlange Kleider gehüllte weibliche Figuren, eingebettet in eine Waldlandschaft. Die eine Frau hat sich kniend auf dem Boden niedergelassen. Den Kopf über die Schulter gerichtet, blickt sie nach links. Über ihren rechten Unterarm, den sie in erhobener Geste vor ihrem Oberkörper hält, wird unser Blick zur zweiten Dargestellten geführt, die in aufrechter Haltung daneben steht. Auch sie trägt die schwarzen langen Haare offen und vermeidet den Kontakt mit uns Betrachtenden. Hinter ihnen zeichnet sich ein dichter Wald ab, und im rechten Bildhintergrund eröffnet sich der Blick auf Bergzüge und ein entferntes Gewässer.

Mit seinen frühen Arbeiten aus dem Zeitraum zwischen 1904 und 1918 zählt Huber zu den wichtigen und erfolgreichen Schweizer Expressionisten. Während eines Aufenthalts in Jerusalem wird Hubers expressionistische Phase ausgelöst: 1909 reist er mit dem Beuroner Pater Willibrord (Jan Verkade) (1868–1946) dorthin, um ihn bei der Ausführung von Wandmalereien im Benediktinerkloster in der Dormitio-Abtei auf dem Berg Zion zu unterstützen. Durch den Malermönch kommt Huber in Kontakt mit Arbeiten Paul Gauguins (1848–1903), und er sieht sich erstmals mit aussereuropäischer Kunst konfrontiert. Fasziniert von seinen Begegnungen mit der orientalischen Bevölkerung, entwickelt Huber nach der Rückkehr nach Zürich 1910 gross geschwungene, flächige Figurenkompositionen. Vorliegendes Gemälde wird aus stilistischen Gründen auf das Jahr 1911 datiert, da es einerseits eine Ähnlichkeit zu Hubers verschiedenen, gleichen Jahres in Algier gemalten Skizzen von Araberinnen aufweist. Andererseits erinnert das Bild an Werke der Künstlervereinigung „Brücke“, dem Hubers Expressionismus zwischen 1910 und 1912 nahesteht. 1911 tritt Huber der avantgardistischen Gruppe „Moderner Bund“ bei, die von Walter Helbig (1878–1968), Hans Arp (1886–1966) und Oskar Lüthy (1882–1945) im luzernischen Weggis gegründet wird. Besonders prägend für Hubers Entwicklung ist der Initiant Helbig, der mit Malern der „Brücke“ zusammenarbeitet und in engem Kontakt steht. Huber findet in „Zwei Frauen“ zu einer grosszügigen Behandlung und Formvereinfachung der einzelnen Bildelemente Figur, Bäume und Landschaft, die sich durch eine zeichnerische Umrandung deutlich voneinander abgrenzen. Mit heftigen Pinselstrichen trägt Huber die Farben auf und rhythmisiert die Bildfläche mit den kraftvollen Spuren. Wirken das Kolorit und die Weisshöhung aus der Distanz wie Gouachemalerei, zeigt sich bei genauerer Betrachtung der zentimeterdicken Farbschichten, beispielsweise in den Baumwipfeln, Hubers ausgesprochen pastose Malweise.

Karoliina Elmer

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