Öl auf Eternit, 50 x 55.5 cm
Schon in jungen Jahren zeigt sich bei Giovanni Giacometti (1868–1933) eine ausserordentliche zeichnerische Begabung, sodass er auf Anraten seines Zeichenlehrers ab 1886 die Kunstgewerbeschule in München besucht. Dort begegnet er Cuno Amiet (1868–1961), mit dem ihn eine lebenslange, tiefe Freundschaft und eine zeitweilig enge Zusammenarbeit verbinden wird. Von der französischen Malerei nachhaltig beeindruckt, siedeln die zwei jungen Künstler 1888 nach Paris über, wo sie ihre Ausbildung fortsetzen und eine Atelier- und Wohngemeinschaft gründen. Bereits drei Jahre später erfolgt jedoch aufgrund eines finanziellen Engpasses die Rückkehr in die Schweiz, was bei Giacometti eine schwere persönliche und künstlerische Krise auslöst. Erst die Freundschaft mit Giovanni Segantini (1858–1899) führt Giacometti ab 1894 aus der Isolation heraus. Das Werk des zehn Jahre älteren Künstlers prägt Giacomettis künstlerisches Schaffen massgeblich, die symbolistischen Tendenzen sind in den Bildern dieser Zeit unübersehbar. Nach dem plötzlichen Tod Segantinis 1899 löst sich Giacometti wiederum von diesem Einfluss. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zeichnet sich Giacomettis Kunst in technischer wie auch stilistischer Hinsicht durch eine grosse Experimentierfreudigkeit aus.
In dieser Zeit entsteht auch das Gemälde „Blühende Blumen, tote Blätter (Spielende Kinder“, das sich durch eine vergleichsweise ungewöhnliche Flächenhaftigkeit mit jugendstilartig ornamentaler Linienführung auszeichnet. Das Bild zeigt zwei Kinder – Alberto und Diego, die zwei älteren Söhne des Malers – beim Spiel im herbstlichen Garten. In Giacomettis Werk dieser Jahre lässt sich das Motiv des Kindes in zahlreichen Darstellungen ausmachen. Auslöser dafür mögen seine eigenen vier Kinder, die alle zwischen 1901 und 1907 geboren werden, sowie ein überaus glückliches und warmherziges Familienleben sein.
Der Maler und spätere erste Konservator der Aargauer Kunstsammlung, Adolf Weibel (1870–1952), erwirbt das Bild bereits 1905 direkt von Giacometti. Dank dem Ankauf des Aargauischen Kunstvereins gelangt es 1959 aus dem Nachlass Weibels in die Sammlung des Museums, in der es einen bedeutenden Platz einnimmt. Giacometti zählt zusammen mit Amiet zu den ersten Schweizer Künstlern, welche die wesentlichen Neuerungen der Moderne aufgenommen und weiterentwickelt haben.
Online gestellt: 2018