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Caspar Wolf, Die Teufelsbrücke in der Schöllenen, um 1777
Öl auf Leinwand, 82 x 54 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum der Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, Bern
Copyright: gemeinfrei
Fotocredit: Jörg Müller

Ein wichtiger Schwerpunkt der Sammlung des Aargauer Kunsthauses bildet die umfangreiche Werkgruppe von Caspar Wolf (1735–1783). Sie lässt uns die Entwicklung der Malerei von der Aufklärung bis zur Moderne anhand eines für die Schweiz typischen Motivs nachvollziehen: Die Darstellung des Bergs erschliesst sich im Aargauer Kunsthaus ausgehend von Caspar Wolf über die heroischen Landschaften Alexandre Calames (1810–1864) und François Didays (1802–1877) bis zu Ferdinand Hodler (1853–1918).

Das Gemälde gibt den klar begrenzten Ausschnitt einer Gebirgslandschaft wieder, die dominiert wird von dem in braunen Tönen gehaltenen Felsmassiv am rechten und linken Bildrand. Die Schlucht, durch die sich die Reuss ihren Weg bahnt, nimmt die Bildmitte ein. Vom rechten unteren Bildrand steigt ein Weg an, der über eine Rundbrücke bis auf ein Plateau auf der gegenüberliegenden Seite führt, wo sich ein Hospiz befindet. Ein Reiter in roter Kleidung – der Maler selbst – und sein Begleiter beobachten einen Transportzug mit Lasttieren, der ihnen entgegenkommt.

1773 macht Wolf Bekanntschaft mit dem Berner Buchdrucker und Verleger Abraham Wagner (1734–1782), der in Wolf den geeigneten Maler für seine geplanten Stichreihe über die Schweizer Alpen findet. Folglich schafft Wolf von 1774 bis 1777 für seinen Auftraggeber rund 200 Alpenbilder, die im „Wagnerischen Gemälde-Cabinett“ in Bern und anschliessend in Paris präsentiert werden. Einige Werke bilden Vorlagen für die von Wagner herausgegebenen Stichfolgen „Merkwürdige Prospekte aus den Schweizer-Gebürgen und derselben Beschreibung“ (Bern 1776/77) bzw. für „Vues remarquables des montagnes de la Suisse avec leur Description“ (Bern 1780–1782) und für die „Alpes Helvetivcae“ (Bern 1777).

Vor Wolf konzentrieren sich die Landschaftsmaler auf die Darstellung der idyllischen Voralpenwelt. Wolf ist der erste Künstler, der sich in das Gebirge vorwagt und die Berge von der blossen Hintergrundkulisse zum bildwürdigen Gegenstand erhebt. Neu ist die Tatsache, dass der Maler die abgebildete Landschaft tatsächlich selbst erlebt hat und somit seine konkrete Erfahrung in bis anhin unbekanntem Naturalismus wiedergibt. Wolfs Zeitgenossen bewundern ihn für seine Naturtreue, und seine Bilder legitimieren die Naturbeobachtung in der Malerei. Wolf erlangt zwar Bekanntheit, seine Art der Naturauffassung entspricht aber nicht dem Publikumsgeschmack. Bei seinem Tod 1783 ist er verarmt und als Maler in Vergessenheit geraten.

Das vorliegende Werk stammt aus Wolfs künstlerischer Phase zwischen 1774 und 1778, in der sich sein Stil vereinfacht. Der umfassenden Bergansicht zieht der Künstler zunehmend enge Naturausschnitte vor, in welchen die seitlichen Bildränder, meist Felswände wie in „Die Teufelsbrücke in der Schöllenen“, beschnitten sind. Ist in diesem Gemälde noch ein Ausschnitt des Himmels sichtbar, verzichtet Wolf in der Folge gänzlich auf ihn. Wolf steuert in seiner Komposition gezielt die Sichtweise des Betrachtenden und ihm gelingt es, den Blick auf das zentrale Motiv zu lenken.

Erstaunlich ist, dass sich der Landschaftsmaler einer Signatur gleich– bei seiner Tätigkeit darstellt und auf seine Arbeitsbedingungen und die Bildentstehung verweist. Der Maler und sein Begleiter geben den Massstab an – je winziger sie erscheinen, desto weiter ist die Landschaft. Die Karawane scheint neben der Natur unterzugehen – ein Effekt, der der aktuellen Faszination für das Erhabene nachkommt. Das Selbstporträt Sie erfüllt eine Zeugnisfunktion und bereichert die Wirkung des Darstellung um den Reiz der ausgestandenen Gefahr. Auf den Gebirgsexpeditionen zeichnet oder skizziert Wolf direkt mit Öl auf Kartontäfelchen. Zusätzlich kennzeichnet er sie mit Farbe und notiert alle Beobachtungen dazu, damit die Gemälde im Atelier treffend erarbeitet werden können. Anschliessend transportiert Wolf die Gemälde zu den Orten, von denen die Ansichten stammen, um sie zu überprüfen und zu korrigieren.

Karoliina Elmer

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