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Raoul Müller, Life more Beautiful, 2011
Inkjetprint auf Papier, 80 x 120 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Raoul Müller
Fotocredit: AKH BVZ

Raoul Müllers (*1975) mehrteilige Fotoarbeit „Life more Beautiful“ entstand 2011 während einem Atelieraufenthalt im chinesischen Kunming, einer Stadt die von ihrer nationalen Bedeutung her Provinz, gemessen an den sechs Millionen Einwohnern aber eine Metropole ist. Der Künstler beschäftigte sich während nächtlichen Stadtwanderungen mit diesem Ort im Wandel und hielt sowohl die schwindenden historischen Viertel, als auch die Spuren des wirtschaftlichen Aufschwungs mit der Kamera fest. Damit nutzte er die wenigen Stunden, während derer das hyperaktive Stadtleben jeweils für kurze Zeit zur Ruhe kommt und die Strassen menschenleer sind. So habe er das «schlummernde chinesische Monster» beobachten können, umschreibt Müller seine Intention.

„Life more Beautiful“ bildet Abschrankungen rund um Grossbaustellen ab. Sie repräsentieren den aktuellen Bauboom und den rasanten Zyklus von Abbruch und Neubau in chinesischen Städten. Die hohen Mauern verwehren Einblick und Zutritt und dienen gleichzeitig als Projektionsflächen, auf denen die fertigen Bauprojekte angekündigt werden. Mittels Visualisierungen auf grossen Plachen werden die riesig dimensionierten Anlagen der Öffentlichkeit angepriesen. Die Bilder zeigen Hochhäuser und Blockbauten mit unzähligen Wohneinheiten, deren Architektursprache eklektizistisch ist – zwischen globaler Modernität und fernöstlichem Ornamentalismus. Aus dem Mix von Stereotypen des zeitgenössischen und postmodernen Bauens sowie Anklängen an die frühe amerikanische Skyscraper-Architektur des 19. Jahrhunderts resultiert eine Wirkung, die mächtig, glamourös und vor allem utopisch ist. Die gewählten Perspektiven der Auf- oder Untersicht verstärken diesen Effekt zusätzlich. Nach einer gesellschaftlichen Utopie klingt auch der Werbespruch, der auf einer solchen Plakatierung stand und titelgebend für die fotografische Arbeit war: Life more Beautiful.

Müller fotografierte die Bauwände mit Langzeitbelichtung, wodurch das spärlich vorhandene Licht intensiviert wurde und die Farbigkeit eine artifizielle Übersteigerung erfuhr. Damit generierte die Fotografie ein Bild, wie es von blossem Auge nie wahrnehmbar wäre – genau so, wie auch die idealisierten architektonischen Visionen in der postulierten Form wohl nie in Realität zu sehen sein werden.

„Life more Beautiful“ ist eine siebenteilige Fotoserie, aus der das Aargauer Kunsthaus drei Bilder für die Sammlung erwerben konnte. Es handelt sich um den ersten Ankauf des 1975 geborenen Künstlers. Müller hat Aargauer Wurzeln, ist in der Ostschweiz aufgewachsen und lebt seit seinem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste in Zürich. Bekannt wurde der Künstler insbesondere durch sein malerisches Werk. In den letzten Jahren beschäftigte er sich vermehrt mit Fotografie und Installation. Wiederholt nahm Müller an der Jahresausstellung „Auswah“l teil.

Madeleine Schuppli

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