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Samuel Buri, Alpenhorn triangulaire, 1967
Acryl, Floc, Kunststoffglimmer, Kunstharzspray auf Baumwolle, 91 x 180 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Pro Litteris, Zürich
Fotocredit: Jörg Müller

Ein Alphornbläser und drei Kühe vor Bergwipfeln unter glühendem Abendhimmel. Auf diese verheissungsvolle Formel einer Schweizer Tourismuswerbung könnte „Alphorn triangulaire“ reduziert werden. Angesichts der Vielschichtigkeit des Gemäldes greift diese Werkbeschreibung jedoch viel zu kurz. Das grossformatige Tableau von Samuel Buri (*1935) präsentiert sich als Landschaftsgemälde in ungewöhnlicher Dreiecksstruktur. Bunt glimmernde Farbschichten tauchen die abstrahierte Alpszenerie in ein psychedelisches Leuchten, das beim Betrachten ein Flimmern auf der Netzhaut auszulösen vermag.

Anhand der Thematik und Stilistik von „Alphorn triangulaire“ wird deutlich, warum Buri zusammen mit Peter Stämpfli (*1937) schon Mitte der 1960-Jahre – und bis heute – als Schweizer Pop-Art-Künstler schlechthin gilt. Nach ersten figurativen Anfängen und dem Besuch der Basler Gewerbeschule von 1953 bis 1955 halten abstrakte Tendenzen Einzug in sein Schaffen. In der Kunstmetropole Paris, in die er 1959 zieht, wird seine ungegenständliche, gestische Malerei zunehmend flächiger und geometrischer. Er kommt dort mit der informellen Malerei der „Nouvelle Ecole de Paris“ in Berührung und – folgenreich – mit der Pop Art. Letztere lernt er dank seiner Freundschaft mit dem britischen Pop-Art-Künstler Patrick Caulfield (1936–2005) kennen und, in der amerikanischen Variante, durch die Ausstellungen der einflussreichen Pariser Galerie Ileana Sonnabend. Buri kehrt 1963 zur Gegenständlichkeit zurück. Zwei Jahre später beginnt er die Farben, meist Acryl, mittels Schablonen auf die Leinwand zu applizieren. Diese Technik und die so entstehenden Raster- und Punktstrukturen veranlassen die zeitgenössischen Kritiker dazu, Parallelen zu Roy Lichtenstein (1923–1997) zu ziehen. Wie der amerikanische Künstler entnimmt Buri seine Malvorlagen aus Zeitungen und Werbeprospekten und verwendet diese seriell in mehreren Gemälden, so auch das für ihn charakteristische Chalet. Die Vorlage zu „Alphorn triangulaire“ basiert ebenso auf einem Medienbild, das er offensichtlich der Beilage „Alpenhorn“ des „Emmenthaler-Blatts“ (1932) entnommen hat und dessen Motiv er abstrahierend in eine ungewöhnliche, grobmaschige Stoffstruktur überführt. Die mehrschichtige Textur aus Acrylfarbe, Kunstharzspray, Glimmer und Floc (aufgesprayte Textilfaser) besticht durch ein intensives Kolorit.

Mit seinen im Pop-Art-Stil gemalten Werken wendet sich Buri in Paris ganz dem idyllisch-intakten (Werbe-)Bild der Schweiz zu. Symbolträchtige Berge und ein naturverbundener Alphornbläser bilden einen stilisierten Heimatmythos, den Buri mit einer sphärisch schillernden Gegenwart konfrontiert. Indem er dieses Ideal aufbricht, stellt er zwangsläufig auch das Schweizerische infrage. Vielleicht ist es gerade die Distanz zur Heimat – oder zur „Engnis der Enge“, wie der Zeitgenosse und Kritiker Paul Nizon den nationalen Kulturbetrieb provokativ beschreibt –, die diese Werkserie möglich macht.
Beeinflusst durch die globalen gesellschaftspolitischen Umwälzungen, die in Frankreich mit den Unruhen im Mai 1968 ihren Höhepunkt erreichen, endet Buris Pop-Art-Phase abrupt. Er nimmt an Aktionen und Demonstrationen teil, wendet sich von der Pariser Kunstszene ab und zieht 1971 mit seiner Familie aufs Land, wo er sich nach eigenen Aussagen auf einen malerischen „Retrotrip“ zurück zu Naturstudien begibt.

Katrin Weilenmann

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