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René Victor Auberjonois, Musicien aux gants jaunes, 1928
Oil on canvas, 76.5 x 44.4 cm, Gemälde
Aargauer Kunsthaus Aarau / Depositum Sammlung Werner Coninx

René Auberjonois (1879–1957) gehört zu den eigenständigsten und eigenwilligsten Künstlerpersönlichkeiten der Schweiz im 20. Jahrhundert. Eine umfangreiche Werkgruppe an Zeichnungen, Ölbildern und Lithografien des Künstlers befindet sich bereits seit Ende der 1940er-Jahre in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses und ist dem damaligen Konservator Guido Fischer zu verdanken. Das wichtige Konvolut wurde 2016 mit sechs weiteren Gemälden aus dem Bestand der Sammlung Werner Coninx als Dauerleihgabe ergänzt, dazu zählt auch das Bild „Musicien aux gants jaunes“.

Mit 24 Jahren entschliesst sich der Waadtländer Auberjonois zur Malerei. Nach einem Jahr an der Kensington School of Art in London begibt er sich 1897 nach Paris, wo er die Ecole des Beaux-Arts besucht und in den Ateliers von Luc-Olivier Menson (1846–1920), einem Schüler Ingres, und James Abbott McNeill Whistler (1834–1903) arbeitet. 1905 lernt er den Dichter Charles Ferdinand Ramuz (1878–1947) kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbindet und von dem Auberjonois zahlreiche Bücher illustriert.Gemeinsam besuchen sie die Ausstellung zu Ehren von Paul Cézanne am Salon d’Automne (1906), mit dessen Lehre er sich später intensiv auseinandersetzt. 1914 lässt er sich definitiv in der Schweiz nieder. In Lausanne richtet sich der Künstler ein Atelier ein, worin er während vierzig Jahren unermüdlich arbeitet. Ab den 1940er-Jahren findet sein Werk zunehmend öffentliche Anerkennung. 1948 vertritt Auberjonois sein Land an der Biennale von Venedig.

Auberjonois, unabhängig und weltmännisch, war zeitlebens ein Einzelgänger, der in keine Schule oder Bewegung einzuordnen ist. Über vierzig Jahre führt er ein zurückgezogenes Leben und verwirklicht eine von den internationalen Kunstströmungen unbeeinflusste Malerei. Sein malerisches Werk zeugt von einer langsamen Reifung, das in den 1940er-Jahren seinen Höhepunkt erreicht und das sich auf frühe, bedeutende Zeichnungen stützt. Auch wenn die Einflüsse seiner Vorgänger und Vorbilder Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780–1867), Eugène Delacroix (1798–1863), Gustave Courbet (1819–1877), Paul Cézanne (1839–1906) und Amedeo Modigliani (1884–1920) u.a. offenkundig sind, folgt Auberjonois’ Schaffen keinen eindeutigen Moden und Schulen.

In „Musicien aux gants jaunes“ (1928) stellt Auberjonois einen stehenden Mann mit Gitarre in einem undeutlich gefassten Interieur dar. Die Farbpalette des Bildes wird von hellen, gelb-orange-beigen Tönen dominiert, die sich für das malerische Schaffen Auberjonois vom Ende der 1920er- bis in die 1930er-Jahre als typisch erweisen. Sind die Umrisse der Motive hier noch klar betont, so tritt ihre Form in späteren Arbeiten zugunsten der malerischen Gestaltung zurück. Der Musiker im dunklen Anzug hebt sich vom hellen Hintergrund ab und wirkt – vom realen Raum losgelöst – zu schweben. Sein in Gedanken versunkener Blick verstärkt diesen Eindruck der Isolation.

Auberjonois schildert in seiner Malerei die Einsamkeit seiner Mitmenschen. Er beobachtet seine Modelle in der Stille ihres Heimes, dann, wenn sie sich scheinbar unbeobachtet ihrer natürlichen Haltung und Empfindung hingeben können. Selten blicken die Menschen aus dem Bild hinaus auf den Betrachter. Sie scheinen, im Alleinsein mit ihren Geheimnissen, nach innen oder in weite Ferne zu schauen. Sie sind von Stille umgeben. Diese Bilder Auberjonois’ stellen die Isolation des modernen Menschen dar. Exemplarisch steht das Gemälde „Musicien aux gants jaunes“ für die Malerei Auberjonois’: Durch die Vereinfachung des Raums und die Einheit der Farben wird die Ehrlichkeit und die Kraft der isolierten Figur hervorgehoben.

Anouchka Panchard, 2019

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