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Klaus Lutz, Caveman Lecture, 2002 - 2005
1-Kanal-Video, schwarz-weiss, ohne Ton,
Aargauer Kunsthaus
Copyright: Nachlass Klaus Lutz

Ausstellungsvorbereitungen bergen die Möglichkeit, auf ein künstlerisches Werk zu stossen, das trotz hoher Qualität und faszinierender Machart im Kunstkontext nur beschränkt wahrgenommen wird. Eine dieser marginal beachteten Figuren ist Klaus Lutz (1940–2009), dessen Video “Caveman Lecture“ im Zusammenhang mit der 2014 stattgefundenen Gruppenschau “Ohne Achtsamkeit beachte ich alles. Robert Walser und die bildende Kunst“ im Aargauer Kunsthaus für die Sammlung erworben werden konnte.

Der in St.Gallen geborene Zeichner, Filmer, Fotograf und Performancedarsteller studiert wenige Semester Architektur an der ETH, Philosophie und Psychologie an der Universität Zürich und erwirbt 1962 das Primarschulpatent. Nach mehrjähriger Lehrtätigkeit konzentriert er sich ab 1973 vollends auf sein künstlerisches Schaffen. Er entschliesst sich 1993, nach einem Aufenthalt in New York aufgrund eines von der Stadt Zürich erhaltenen Atelierstipendiums, in der amerikanischen Metropole wohnhaft zu bleiben. Eine gemietete Einzimmerwohnung dient ihm ab 1994 zugleich als Atelier und Filmstudio, wo sein filmisches Hauptœuvre entsteht.

Sein eigenständiges Gesamtwerk gründet auf einem komplexen, schwer zugänglichen Zeichensystem, das er anhand der Modelle der ägyptischen Hieroglyphen und der chinesischen Schrift entwickelt – Lutz liest und schreibt beides fliessend. Er reagiert damit auf die Sprachkritik der analytischen Philosophie und versucht, die Mangelhaftigkeit der gesprochenen Sprache wie auch der Alphabetschrift zu überwinden. Bevorzugt lässt sich Lutz von literarischen Quellen inspirieren. Seine intensive Auseinandersetzung mit den Schriften Robert Walsers (1878–1956) in den 1970er-Jahren manifestiert sich in vielfältigsten Arbeiten – Kaltnadelradierungen, Zeichnungen, Filmen, Performances – wie beispielsweise “Das Zimmerstück (Walser)“ (1974) oder “Lebendes Bild (nach Robert Walser)“ (1976). Angeregt von “Der Höhlenmensch“ (1918) des Schweizer Schriftstellers erarbeitet der Künstler 2002 die Kaltnadelradierung “Der Höhlenmensch – The Caveman to Robert Walser“, die ihn noch im gleichen Jahr zum Dreh des 16-mm-Films “Caveman Lecture“ (2002) antreibt. Getreu der Manier seiner Vorläufer überlagern sich im Schwarz-Weiss-Stummfilm durch Mehrfachbelichtungen Zeichensequenzen mit Luftaufnahmen unterschiedlicher Städte, mit Aufzeichnungen von seinem Apartment und scheinbar kosmischen Weiten, in denen die reale Figur von Lutz im weissen Overall auftaucht. Mit seiner Ein-Mann-Arbeit – der Künstler verkörpert gleichzeitig Regisseur, Kameramann, Akteur und Produzent – interpretiert er in äusserst persönlicher Art und Weise Walsers Höhlenmenschen.

Karoliina Elmer, 2018

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