Silbergelatineabzug auf Papier / gelatin silver print on paper,
Taiyo Onorato (*1979) und Nico Krebs (*1979) haben an der Züricher Hochschule der Künste Fotografie studiert und arbeiten seit rund 10 Jahren zusammen. 2009 präsentierten sich die Künstler in „CARAVAN“, der Ausstellungsreihe für junge Kunst im Aargauer Kunsthaus und bereits damals wurde für unsere Sammlung eine Werkgruppe angekauft. Die unterdessen auch international viel beachteten Schweizer Künstler waren in Aarau 2012 mit „Building Berlin“ an der Gruppenausstellung „La jeunesse est un art“ vertreten. Die ausgestellte 11teilige Fotoarbeit konnten wir nun ebenfalls für unsere Sammlung ankaufen und damit unsere Bestände ausbauen.
Mit Experimentierfreude und analytischem Interesse loten Onorato / Krebs die Möglichkeiten ihres Arbeitsmediums aus und erweitern die Fotografie hin zu räumlichen und skulpturalen Arbeiten. In ihrer Arbeit „Building Berlin“ (2012) setzen sie sich mit den urbanistischen Veränderungen in ihrer Wahlheimat Berlin auseinander. Die Arbeit ist über einen Zeitraum von drei Jahren entstanden und ist unter anderem eine Recherche über die wellenförmigen Entwicklungsschübe, die Stadtteile teils innerhalb von kürzester Zeit von Grund auf verändern. Die in „Building Berlin“ sichtbaren Stadtlandschaften des Ostberliner Viertels Marzahn existieren so wie sie Onorato / Krebs vorgefunden hatten längst nicht mehr. Die Künstler haben vor Ort Eingriffe vorgenommen und Gebäudekanten nachgezeichnet, ein „fliegendes“ Fenster zugefügt oder die Volumen erweitert. Geschaffen wurden die Eingriffe, denen jegliche inhaltliche Stringenz und räumliche Logik fehlt in wenigen Stunden. Die temporären Holzbauen sind vergleichbar mit den in der Schweiz üblichen Bauprofilen, mit denen Bauvorhaben räumlich markiert werden. Das „fliegende“ Fenster ist eine Fotografie, die auf ein Tuch gedruckt wie ein Drachen durch die Lüfte fliegt. In allen Arbeiten von Onorato / Krebs spürt man eine für sie typische Lust am Selbermachen, Freude an der eigenhändigen Konstruktion und eine Weigerung, vorgefertigte Dinge einfach zu übernehmen. Die beiden wollen neu schaffen und gleichzeitig auch neu denken, eine Haltung, die viele bildliche Arbeiten des Künstlerduos prägt. In „Building Berlin“ sehen wir eine Verschmelzung von dem, was ist und dem, was sein könnte, wobei alles nur für das fotografische Bild passiert. Denn Onorato / Krebs verstehen ihr Medium nur bedingt als ein Instrument, das abbildet, sondern vielmehr als eines, das Bilder und damit auch Realitäten erzeugt.
Madeleine Schuppli