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Jacques Barthélemy gen. Adolphe Appian, Die Seine bei Charenton, 1885
Öl auf Holz, 14.3 x 23.9 x 3 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Legat Dr. Max Fretz

Der französische Landschaftsmaler und Radierer Jacques Barthélemy Appian (1818–1898), genannt Adolphe Appian, wird in Lyon geboren. Von 1833 bis 1836 studiert er an der dortigen Ecole des Beaux-Arts in den Ateliers von Jean-Michel Grobon (1770–1853) und Augustin Alexandre Thierrat (1789–1870). Zu Beginn seiner Karriere arbeitet er als Zeichner in der für Lyon bekannten Seidenproduktion, bevor er sich vollends der Landschaftsmalerei zuwendet. Ab 1855 präsentiert Appian seine Werke regelmässig an den Salons in Paris und in Lyon. 1868 erhält er eine Medaille und wird 1892 zum Ritter der Ehrenlegion geschlagen.
Appian gilt als Vertreter der Ecole lyonnais, die sich während der Zeit der Restauration etabliert und bis zum Ersten Weltkrieg besteht. Es handelt sich dabei um eine äusserst heterogene Stilrichtung, der unterschiedlichste Künstlergruppen zugerechnet werden und deren Repräsentanten vielfältige Gattungen von der Historienmalerei und der Landschaftsdarstellung über Genreszenen bis hin zu religiösen Themen vertreten.

Von grosser Bedeutung für Appians stilistische Entwicklung ist der Kontakt zu Jean-Baptiste Camille Corot (1796–1875) und Charles-François Daubigny (1817–1878). Wie die Vertreter der Schule von Barbizon in Paris entdecken auch die Maler der Ecole lyonnais die Schönheiten der heimischen Gegenden, die das klassische Ideal der italienischen Landschaft als bevorzugtes Studienobjekt ablösen: Die Ufer der Saône, das Moor der Dombes, die Hügel und Berge rund um Lyon finden die Aufmerksamkeit der ansässigen Künstler und münden in Darstellungen bar jeden dramatischen Effekts.

Appians produktiver Arbeitsweise verdanken wir ein umfangreiches Œuvre, das neben Landschaftsbildern seiner Heimat und Seestücken auch Ansichten aus Monaco, Venedig und weiteren mediterranen Gegenden umfasst. „Die Seine bei Charenton“ gelangt als Legat von Dr. Max Fretz 1958 in die Sammlung des Aargauer Kunsthauses. Über eine angeschnittene Strasse in der linken Bildecke wandert der Blick des Betrachtenden zu drei rückwärtig erfassten Figuren. Eine davon sitzt auf einem behelfsmässig errichteten Steg. Weiter bewegt sich unser Blick zum ruhig dahinziehenden Gewässer. Am gegenüberliegenden Ufer der Seine zeichnen sich mehrere Boote ab, hinter denen sich eine fruchtbare grüne Uferzone erstreckt.

Die aufgelöste, impressionistisch anmutende Malweise der kleinen Skizze verweist auf die reife Schaffensphase des Künstlers. Bedient sich Appian bis 1870 einer eher dunkeltonigen Palette, hellt sich diese in der Folge auf und rückt seine späteren Arbeiten in die Nähe der Impressionisten. Tief greifende Experimente mit der Farbauffassung vollzieht Appian jedoch nicht, sondern er bleibt der differenzierten Tonigkeit von Corots Stil verhaftet.

Karoliina Elmer, vor 2018

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