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Hans Arp, Konfiguration, 1953
Gips, 49 x 40 x 9 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung Marguerite Arp-Hagenbach
Copyright: ProLitteris, Zürich

1916 gehört Hans Arp (1886–1966) zusammen mit Hugo Ball (1886–1927), Tristan Tzara (1896–1963) und seiner zukünftigen Frau Sophie Taeuber (1889–1943) zu den Mitbegründern der Dada-Bewegung in Zürich. Aus dieser Zeit stammen auch seine ersten Reliefs. Anfänglich setzen sie sich aus kräftig bemalten Brettern zusammen, die in mehreren Schichten übereinander montiert sind. Ab 1918 folgen einfachere, meist nur zweischichtige Arbeiten mit klaren Umrissen. Bis Ende der 1920er-Jahre hat Arp seinen Umgang mit dieser Technik zur Perfektion gebracht. In jener Zeit entstehen aussergewöhnlich viele Reliefstrukturen, die immer wieder Titel tragen wie „Konstellation“, „Konfiguration“ oder „Nach den Gesetzen des Zufalls“. Um eine „Konfiguration“ handelt es sich auch bei der vorliegenden Arbeit. Im Jahr 1953 entstanden, zählt sie zum reifen Werk des Künstlers, der bis ins hohe Alter Reliefs anfertigt. Ganze 817 Nummern umfasst der Œuvre-Katalog der Reliefs, den Bernd Rau 1981 herausgegeben hat.

Viele von Arps Reliefarbeiten sind aus Holz oder Karton und entstehen in einem additiven Prozess des Schichtens, Herausschneidens und Anordnens. Er fertigt aber auch gegossene oder gemeisselte Exemplare aus Metall, Stein oder Gips, wobei Letztere häufig als Vorlagen für die Anfertigung in Bronze oder Marmor dienen. Unsere „Konfiguration“ ist aus Gips. Nach ihrer Form existiert eine Bronzeausführung in einer Auflage von drei Exemplaren. Sie besteht aus einer rechteckigen Platte, von der sich eine zusammenhängende Figur absetzt. Diese räumliche „Zeichnung“ scheint zufällig entstanden und dennoch einem gewissen konstruktiven Impuls zu folgen, von dem die eckigen Aussparungen zeugen. Die Umrisse hingegen sind unscharf und erinnern am ehesten an Strukturen aus der Pflanzenwelt.

Welche zentrale Stellung die Natur in Arps Schaffen einnimmt, wurde vielfach ausgeführt. In Bezug auf das plastische Arbeiten betont der Künstler selbst: „Der Inhalt einer Plastik muss auf Zehenspitzen, ohne Anmassung auftreten, leicht wie die Spur des Tieres im Schnee. Die Kunst soll sich in der Natur verlieren. Sie soll sogar mit der Natur verwechselt werden. Nur darf dies nicht durch Nachahmung erreicht werden wollen, sondern durch das Gegenteil des naturalistischen Abmalens, Abbildens.“ Bedenken wir, dass Arps Reliefs als „work in progress“ gesehen werden können, in denen der Künstler einmal gefundene Formen häufig fortführt und weiterentwickelt, so lassen sich von der Aarauer „Konfiguration“ Brücken schlagen zu anderen Arbeiten, etwa einem Bronzerelief mit dem Titel „Blütenkopf“ (1953) oder der strenger organisierten „Pflanzenarchitektur“ (1954). Alle drei Arbeiten sind innert zwei Jahren entstanden und operieren mit Aussparungen. Die Titel der letzteren beiden Arbeiten wie auch deren abgerundete, organische Formen bringen den Naturbezug, der diesen verwandten Werken innewohnt, unmissverständlich zum Ausdruck.

Yasmin Afschar

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