Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
X
Markus Raetz, Aus der Serie "Im Bereich des Möglichen", 1976
verdünnte Tinte auf Papier, 17 x 23.5 cm, Arbeit auf Papier
Aargauer Kunsthaus Aarau

Zwischen dem bedeutenden Schweizer Gegenwartskünstler Markus Raetz (1941–2020) und dem Aargauer Kunsthaus besteht eine lange Beziehung: Heiny Widmer (1927–1984) – Direktor von 1970 bis 1984 – erwirbt in den 1970er-Jahren eine Gruppe von Papierarbeiten und widmet dem Künstler 1981 eine grosse monografische Ausstellung. Weitere Ankäufe für den Aufbau einer gültigen Werkgruppe kommen dennoch erst in den letzten Jahren zustande, nachdem Raetz 2005 in der umfassenden Retrospektive „Nothing is lighter than light“ erneut in Aarau präsentiert worden ist.

Nach einer Ausbildung zum Primarlehrer sowie ersten Erfahrungen in diesem Beruf, beginnt Raetz 1958 sein künstlerisches Schaffen. Seit 1963 ist er als freier Künstler tätig. Schnell fasst er Fuss in der Berner Kunstszene und wird entscheidend geprägt durch den Kontakt zur Kunsthalle Bern, namentlich zu Harald Szeemann (1933–2005) und Jean-Christophe Ammann (*1939). Er lebt in Bern, Amsterdam, Carona im Tessin und hält sich regelmässig im südfranzösischen Dorf Ramatuelle auf. Eine verregnete Reise durch die Schweiz inspiriert Raetz zu einer Reihe von ungefähr 200 Pinselzeichnungen mit verdünnter Tinte, die er selbst als „Dinten“ bezeichnet. Ein Konvolut 19 solcher Bilder wird 1977 an der Biennale von São Paulo ausgestellt. Die eigens vom Künstler zusammengestellte Serie in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses umfasst heute zwölf Blätter, wovon eine Arbeit als letzter Neuzugang 2007 durch eine Schenkung in die Werkgruppe dazukommt.

Die kleinformatigen Abbildungen geben Landschaften wieder: Hügelzüge, Wiesen, bewaldete Kuppen. Die in Kontraste zwischen der dunklen Tinte und dem hellen Zeichengrund sorgen für unterschiedliche Licht- und Wolkenstimmungen. Der charakteristische Verlauf, der sich durch das Eindringen des verdünnten Zeichenmittels in das nasse Papier ergibt, ist erkennbar und unterstützt die Vorstellung von natürlich Gewachsenem. Die Technik kommt wohl den Eindrücken nahe, die Raetz beim Vorbeiziehen der von Nässe getränkten Gegend gewinnt. Die Darstellungen wirken wie Fotografien, und die schwarzen Umrahmungen mit den abgerundeten Ecken verstärken diesen Effekt zusätzlich. Ganz im Sinne seiner Wahrnehmungsforschung kommentiert der Künstler so das manipulierbare Verhältnis zwischen Fotografie und Realität.

Die Ausstellung im Aargauer Kunsthaus von 2005 warf einen Blick auf die vielseitige Anwendung der Fotografie in Raetz‘ Werk. Der Künstler setzt sich seit seinen Anfängen mit dem Medium auseinander; es bildet einen wichtigen Teil in seinem Schaffen bildet. Dass für Raetz zu einem Gegenstand nicht nur seine faktische Beschaffenheit gehört, sondern immer auch die Art und Weise, wie er medial vermittelt wird, dafür sprechen seine 1970 verfassten Worte: „Ein Ding ist zugleich sein Foto, seine Beschreibung, seine Bewegung, sein Nichtexistieren, seine physikalische, psychologische etc. etc. Analyse, seine Zerstörung.“

Karoliina Elmer

X