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Vaclav Pozarek, Palazzo Paul Klee (aus der Werkgruppe Klex - Haus für Paul Klee), 1991
Bleistift und Aquarell auf Papier (Briefumschlag), 23 x 32.3 cm, Arbeit auf Papier
Aargauer Kunsthaus Aarau / Eigentum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern und Aargauer Kunsthaus Aarau

Lange bevor in Bern das Zentrum Paul Klee geplant und realisiert wurde, hat der 1940 in Ceské Budejovice, CSSR, geborene und 1968 in die Schweiz übersiedelte Vaclav Pozarek (*1940) zeichnerische Recherchen zu einem solchen Projekt gemacht. Ein Paul Klee-Zentrum als bildhafte Idee, das Museum als Modell und die Referenz an den grossen Künstler seiner Wahlheimat dienten ihm als Ausgangspunkte für rund 350 Zeichnungen und Collagen. Den Abschluss fand die über zehn Jahre dauernde Arbeit, als die gebaute Realität alle künstlerischen Vorstellungen einholte und zu übertrumpfen suchte. Dem Aargauer Kunsthaus ist es gelungen, das ganze Konvolut gemeinsam mit dem Bundesamt für Kultur zu erwerben.

Die Werbeslogans für das 2005 eröffnete Zentrum Paul Klee waren überschwänglich: Vom grössten Museum für einen der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts war die Rede, von Weltarchitektur und Rekordleistungen. Das Zentrum Paul Klee sollte zu einem neuen Publikumsmagneten in der Schweizer Museumslandschaft werden. Der Rahmen scheint immer wichtiger als die Kunst zu werden. Und so bot das ZPK viel Angriffsfläche. Das hat von Anfang an Kritiker auf den Plan gerufen, die dem Unternehmen aus verschiedenen Gründen skeptisch gegenüberstanden und unterschiedliche Plattformen für ihre Polemiken verwendeten. Ein Musterbeispiel publizistischer Angriffsliteratur hat zur Eröffnung des ZPK der Berner Verleger Johannes Gachnang (1939–2005) herausgegeben (Klex. Ein Haus für Klee. Verlag Gachnang und Springer, Bern/Berlin 2005). Die Streitschrift in Buchform beruft sich auf die grosse Tradition der Pamphlete und versammelt kurze Beiträge von Luciano Fabro (Künstler), Dieter Schwarz (Direktor des Kunstmuseums Winterthur) und dem Herausgeber. Polemisch und engagiert setzen sich die Autoren gegen die Umwertung der Institution Museum und der Kunst in der „Gesellschaft des Spektakels“ zur Wehr. Der Kunsthistoriker und -theoretiker Carl Einstein liefert dazu das Motto: „Da die Kunst es mit Intensivem zu tun hat, fällt Monumentalität als Grösse weg.“ Als Gegenentwürfe zum Prunkbau an der Autobahn verstehen sich die in diesem Buch neben den Textbeiträgen wiedergegebenen Zeichnungen von Vaclav Pozarek, die einen Dialog mit der Kunst von Paul Klee (1879–1940) suchen und Alternativen zur gebauten Realität aufzeigen. Pozarek entwickelt Schriftzüge, Fassaden, Grundrisse, Dachaufbauten, Fliesenmuster oder funktionale Gebäudeteile. Er spielt mit der formalen Sprache Klees, reflektiert deren geradezu universelle Verwendung und eröffnet damit eine vielschichtige und beziehungsreiche Auseinandersetzung, die weiter führt und anregender ist als schiere und erstickende Grösse.

Vor allem aber erlauben die Zeichnungen, Collagen und Skizzen einen umfassenden Blick in das Werk von Vaclav Pozarek, der sich in seinem von der konstruktiven und konzeptuellen Kunst geprägten Schaffen stets eine überraschende Offenheit und Freiheit bewahrt und sich ebenso konsequent wie spielerisch in bestimmten Bezugsrahmen bewegt. Der umfangreiche Klex-Komplex formuliert das konzeptuelle Grundgerüst des Plastikers und Zeichners Vaclav Pozarek und vermittelt darüber hinaus die weit reichenden Interessen des Künstlers in die Kunst- und Kulturgeschichte, von der Bildenden Kunst über die Architektur bis zur Typographie und zur angewandten Gestaltung.

Stephan Kunz

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