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Theo Eble, Portrait Julia, 1933
Öl auf Leinwand, 60 x 52 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung Helli Eble, Basel
Copyright: Helli Eble, Thun
Fotocredit: Brigitt Lattmann

Theo Eble (1899–1974) schafft „Portrait Julia“ zu Beginn der 1930er-Jahre. Die Vollendung des Gemäldes datiert auf einen Zeitpunkt, bevor der Künstler Werke hervorbringt, die der konkreten Kunst zugeordnet werden und für die er primär bekannt ist. Das Porträt repräsentiert formal Charakteristiken des analytischen sowie synthetischen Kubismus. Insofern hat es eine ausserordentliche Bedeutung innerhalb von Ebles Œuvre wie auch für die Entwicklung seiner eigenständigen künstlerischen Handschrift.

Nach der Kunstgewerbeschule (1916–1920) in seiner Geburtsstadt Basel absolviert der angehende Maler bis 1925 drei Jahre an der Berliner Akademie als Schüler Karl Hofers (1878–1955), der realistisch-expressive Porträts und Landschaften malt. Eble fertigt Stadtansichten, Interieurs und Personenbildnisse. Mitunter greift er Tendenzen des deutschen Expressionismus auf, nicht aber dessen leuchtende Farbigkeit. Er verwendet Grün-, Gelb- oder Rottöne, Braun und Grau. Nach 1927 gibt er mal surrealistischen, mal konstruktivistischen Stossrichtungen nach. 1931 kehrt Eble an die Kunstgewerbeschule Basel zurück, um dort bis 1967 zu unterrichten. Er unternimmt Studienreisen nach Frankreich und Italien, wovon Landschaftsaquarelle zeugen. Obschon er sich teil- und serienweise wieder mit der gegenständlichen Kunst beschäftigt, wendet er sich stetig vom Figurativen ab. Er gehört zu den Vorkämpfern der Abstrakten Malerei in der Basler Kunstszene. Mit Otto Abt (1903–1982), Walter Bodmer (1903–1973), Walter Kurt Wiemken (1907–1940) und anderen gründet er 1933 die „Gruppe 33“, die ohne feste programmatische oder dogmatische Ausrichtung mit künstlerischen und geistigen Konventionen brechen will. Ebenfalls 1933 sieht Eble die Schau der Kunsthalle Basel zu Georges Braque (1882–1963), anlässlich derer der Kunsthistoriker Karl Einstein Braques Werke als „Hereinbruch visionärer Welten in unsere standardisierte Wirklichkeit, […], kurzum als Offenbarung“ preist.

Selbst wenn wir Ebles Julia bei Weitem nicht in so viele Einzelfragmente zersplittert finden wie die Frauen bei Braque, so gemahnen die Konzentration auf die Form und das reduzierte Kolorit (Braun, Grau, Rot) an kubistische Bildfindungsstrategien. Auf das gleiche Schöpfungsjahr wie „Portrait Julia“ geht ein „Selbstportrait“ zurück, das stilistisch als Pendant und motivisch geradezu als Gegenstück zu ersterem Bild figuriert. Vor einer Staffelei gibt sich Eble im Dreiviertelprofil zu erkennen. Wie bei Julia ist sein Körper bis unter die Schultern vom Bildausschnitt erfasst, doch tritt die Mannsfigur asymmetrisch zu Julia aus der rechten unteren Bildecke hervor und wendet sich der linken Bildkante zu, während Julia zum rechten Bildrand blickt. Die beiden Porträts sind Vorboten einer bildnerischen Auflösung, insofern als Eble im Folgejahr seine erste völlig ungegenständliche Arbeit präsentiert.

Seit Anfang der 1920er-Jahre bis zu seinem Tod schafft Eble immer wieder Frauenporträts. Stets widerspiegeln sie eine etappenweise künstlerische Entwicklung. Eble pflegt keine wirklichen Männerfreundschaften. Hingegen prägen verschiedene Frauen sein Leben. Erstmals heiratet er 1925 die Berliner Malerin Julia Ris (1904–1991). Seine letzte Gattin Helli äussert sich in einer Hommage an ihren Mann wie folgt: „Er, der so gefühlsbetont, ja sentimental sein konnte, malte die Frau streng formal, übertrieben markant oft, als Persönlichkeit, nie als Puppe, nie als Weibchen. Er hat sie so gemalt, wie er sie sah: Frauen, stark genug, um sein Werk mitzuprägen, daran teilzuhaben, und so miteinbezogen zu werden in sein Schaffen.“

Rahel Beyerle

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