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John M Armleder, Staz, 2012
Mischtechnik auf Leinwand, 275 x 275 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: John M. Armleder

Dicke Farbschichten überziehen die quadratische Grossleinwand. Einer lehmigen Landschaft gleich wechseln sich glänzende und krustige Flächen ab. Klaffende Risse lassen auf die untersten Farbschichten blicken. Braun, Gold und Silber bilden den mineralisch-sandfarbenen Grundton. Pink-, Violett- und Türkistöne setzen leuchtende Akzente. Die scheinbar auf die Leinwand geschleuderte Farbe verdichtet sich im Bildzentrum zu einer harzig zähen Masse, die sich in Tropfspuren an die Unterkante der Leinwand ergiesst. Glasscherben, Mosaiksteine, Schmuckperlen und Glitter setzen Glanzeffekte. Kleine Haarklammern in Libellengestalt stecken in der Molasse fest und erinnern an eingeschlossene Bernstein-Fossilien. In der Tradition des Action-Paintings fertigt der Schweizer Künstler John M. Armleder (*1948, Genf) seit den 1980er-Jahren sogenannte Pour Paintings an, die er später zu den Puddle Paintings fortentwickelt: Wird bei ersteren die stehende Leinwand mit verschiedenen Farben und Lacken übergossen, werden bei den Puddle Paintings die fluiden Substanzen auf die am Boden liegende Leinwand geschüttet. Nachdem die Farbe mit einem Schaber vermischt und mit Dekorationsartikeln bestreut wurde, richtet der Künstler die Leinwand auf. Der aktionsreiche Malprozess bleibt in den zerflossenen Farbspuren sichtbar. „Staz“ ist eines von zwei Puddle Paintings die das Aargauer Kunsthaus 2016 für die Sammlung erwarb. „Staz“ und „Lagrev“ gehören zu einer 15-teiligen Gemäldegruppe, die im Sommer 2012 in den Räumen der Galerie Andrea Caratsch in St. Moritz entstand. In den Werktiteln spiegeln sich die Namen zweier Engadiner Seen. Der Ausstellungstitel „Pantan“ (rätoromanisch „Pfütze“), unter dem die Galerie das Konvolut 2014 präsentierte, führt demnach Technik und Bildthema in einem Begriff zusammen.

Armleders Puddle Paintings bilden einen Gegensatz zu seinen minimalistisch reduzierten Gemälden und den sogenannten Furniture Sculptures, für die er seit den 1970er-Jahren Möbel, die nicht mehr in Gebrauch sind, und abstrakte Malereien zu Rauminstallationen verknüpft. Ein Gedanke eint jedoch die unterschiedlichen Werkgruppen: das künstlerische Interesse, Genregrenzen zu überwinden. Lösen die Furniture Sculptures die Unterscheidung von Kunst und Alltagsobjekt auf, regen die Puddle Paintings zum Diskurs über die Trennung zwischen Kunsthandwerk und angewandter Kunst, zwischen Kunst und Dekor an. Die Puddle Paintings erweitern die Sammlung des Aargauer Kunsthauses um eine weitere Werkgruppe aus John M. Armleders vielfältigem Œuvre.

Julia Schallberger

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