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Vaclav Pozarek, Swiss made, 1985
Holz, braun lackiert, 205.2 x 100 x 100 cm, Plastik/Skulptur
Aargauer Kunsthaus Aarau

Es war das Interesse für die konkrete Kunst, namentlich für Richard Paul Lohse, das Vaclav Pozarek 1968 bewog, in die Schweiz zu ziehen. 1940 im böhmischen Budweis geboren, studierte er Regie an der Filmakademie Prag und war als Gestalter von Kinoplakaten tätig. Von 1969−1971 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und 1971−1963 an der St. Martins‘ School of Art in London. Anschliessend kehrte er nach Bern zurück, wo er bis heute lebt und arbeitet. Sein künstlerischer Weg führt zwischen Konzeptkunst und Minimal Art, wobei er stets materialbetont arbeitet und sich auch ausserkünstlerischen Momenten nicht verschliesst. Vaclav Pozareks Schaffen auf einen Nenner zu bringen, ist kaum möglich, da er sich nicht nur als Bildhauer und Zeichner betätigt, sondern auch mit Fotografie arbeitet sowie als Buch- und Ausstellungsgestalter. Mit dem Aargauer Kunsthaus ist der Künstler schon seit längerer Zeit eng verbunden. So wurde er hier erstmals 1988 im Rahmen der Ausstellung „Skulptur“ vorgestellt, im Kontext postminimalistischer Kunst aus der Schweiz und den USA. 1995 widmete ihm das Aargauer Kunsthaus eine grosse Überblicksausstellung. Und für die Sammlung konnte bisher die Kisten-Skulptur „As mad as a hatter“ (1984) sowie die 345 Zeichnungen umfassende Gruppe „Klex – ein Haus für Paul Klee“ (1991−2004) erworben werden. Mit „Swiss made“ kommt ein Hauptwerk hinzu, das die charakteristischen Elemente von Pozareks Kunst vereint.

In der Tradition der Minimal Art geht der Künstler davon aus, dass die Skulptur ohne Sockel auskommen muss, gleichzeitig macht er diesen immer wieder zum Thema seiner Werke. So besteht „Swiss made“ aus zwei Holzkisten, wobei die eine die Basis bildet, auf der die zweite von vier Melkstühlen getragen wird. Alles ist hier Sockel und Skulptur zugleich. Vaclav Pozarek ist darüber hinaus am Konstruktiven interessiert: Ganz elementare Kräfte sind in dieser Skulptur wirksam, denn die einzelnen Teile sind nicht fixiert, sondern werden lediglich durch Tragen und Lasten im Gleichgewicht gehalten. Charakteristisch ist zudem die Kombination der anonymen kubischen Grundform mit den Melkstühlen als Fundstücke, des Industrieproduktes mit dem gedrechselten Handwerk. Die strenge Dogmatik der Minimal Art wird damit durchbrochen und die formale Beziehung der einzelnen Teile aufeinander (man vergleiche die zum Verwechseln ähnliche Proportion der beiden Kisten) mittels Rückgriffen auf die Volkskultur erweitert. Wenn das Regelspiel der Konkreten Vaclav Pozarek einst in die Schweiz lockte, so scheint er mit „Swiss made“ seiner Wahlheimat ein durchaus auch ironisches Denkmal zu setzen.

Gezeigt wurde „Swiss made“ bereits zweimal im Aargauer Kunsthaus: 1995 im Rahmen der Ausstellung Equilibre und 2010 im Kontext der Sammlung in einem Raum mit Schweizer Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, wo die möbelartige Skulptur in Dialog trat mit Werken von Albert Anker, Rudolf Koller und Robert Zünd.

Stephan Kunz

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