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Hugo Suter, Lastwagen, 1971
Bleistift auf Papier, 108 x 78 cm, Arbeit auf Papier
Aargauer Kunsthaus Aarau

Der bedeutende, erfindungsreiche Künstler Hugo Suter (1943–2013) wächst in Gränichen im Kanton Aargau auf. Nach einer Lehre als Tiefdruckretuscheur in Zofingen besucht Suter von 1964 bis 1966 die Kunstgewerbeschule in Zürich, wo er frei zu malen beginnt. Seit 1966 kauft das Aargauer Kunsthaus regelmässig Arbeiten Suters an – „Lastwagen“ im Jahr 1971 anlässlich der Ausstellung „2x Aargauer Künstler“, so dass sich heute eine umfangreiche Werkgruppe in der Sammlung befindet.

Um 1970 erwacht ein neues Selbstbewusstsein in der Schweizer Kunstszene, was zu einer radikal veränderten Kunstlandschaft führt. Die Konzentration der Künstler verlagert sich von der Grossstadt in den persönlichen Erfahrungsraum des einzelnen Subjekts. Aarau entwickelt sich im Zuge dessen neben Bern und Luzern zum ersten Mal zu einem der führenden Schweizer Kunstzentren. Suter gehört zu den Kunstschaffenden, die die Neuerungen tragen: Von 1968 bis 1974 arbeitet Suter neben Heiner Kielholz (*1942), Max Matter (*1941), Markus Müller (*1943), Christian Rothacher (1944–2007), Josef Herzog (1939–1998) und anderen in der legendären Ateliergemeinschaft am Ziegelrain in Aarau. Es handelt sich dabei nicht um eine Künstlergruppe im engeren Sinn, sondern um eine Art Labor, wo neue künstlerische Konzepte und Ausdrucksweisen erprobt werden. Suter gibt in diesen Jahren die Ölmalerei auf und öffnet sich unterschiedlichsten Medien und Bildmitteln. Er widmet sich Objekten und Zeichnungen, die gewohnte Sehweise irritieren: Er setzt Materialien so ein, dass Erwartungen über ihre Beschaffenheit gebrochen werden, beispielsweise Kugeln aus Gras oder Kastanien aus Eisen. Auch die Lastwagenplache und ihre speziellen Eigenschaften finden Eingang in sein Schaffen: einerseits ist sie Hülle für anderes, andererseits zeigt sie ein bestimmtes Verhalten innerhalb der ihr gesteckten Bewegungsgrenzen. „Lastwagen“ zeigt zusätzlich, dass Suter an der Qualität der Plache als bildhafter Stoff interessiert ist.

In der Bleistiftzeichnung hält Suter die Hinteransicht eines Lastwagens fest, die fast die gesamte Bildfläche einnimmt und dem Betrachtenden das Gefühl vermittelt, dem wohl in Fahrt befindlichen Wagen nahe aufzurücken. Am rechten Bildrand ist eine Strassenmarkierung zu erkennen. Über die Räder wird der Blick zur Plache geführt, die das Transportgut verhüllt und deren Enden an der unteren Rückseite des Fahrzeugs fixiert sind. Besondere Aufmerksamkeit schenkt der Künstler der genauen Ausarbeitung der Falten.

Es erstaunt nicht, dass sich Suter für die Gewandfalten der Barockplastiker interessiert und diese bereits 1969 im Werk „Faltungen“ mithilfe von Baumwollstoffen untersucht.

Der Künstler arbeitet mit vertrauten Dingen, die wir kennen. Erfahrungen mit Suters Werken führen zu neuen Erkenntnissen im täglichen Leben und diese, wenn wir aufmerksam sind, zurück zu den Arbeiten.

Karoliina Elmer

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