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Hans Arp, Traumamphore/Objet de rêve à l'anse/Dream Amphora, 1941
Gips, Proteinüberzug, blaue Pigmente, Bleistift, Metall (Armierung), Holz / englisch: Gypsum, protein coating, blue pigments, pencil, metal (reinforcement), wood, ohne Basis 26 x 22 x 13.5 cm ok
Aargauer Kunsthaus Aarau / Schenkung von Marguerite Arp-Hagenbach
Copyright: ProLitteris, Zürich

Dank einer Schenkung von Marguerite Arp-Hagenbach, der zweiten Frau von Hans Arp (1886–1966) und Erbin seines umfangreichen Nachlasses, gelangen 1976 insgesamt sechs Gipsplastiken des Künstlers in die Sammlung des Aargauer Kunsthauses, unter anderem die Arbeit „Objet de rêve à l’anse“ oder zu Deutsch „Traumamphore“. Die Grundfigur dieser Plastik bildet eine schlauchartige Form mit auf- und abschwellenden Partien. Der gedrungene Anfangszipfel weitet sich in der Horizontalen aus, mündet in eine nach oben ziehende Schlaufe und endet, sich selbst durchdringend, im kleinen Sockel. Die im Titel angesprochene Reminiszenz an ein Gefäss mit Henkeln liegt aus dieser Perspektive auf der Hand. Komplexer ist hingegen die Ansicht von oben. In der Aufsicht auf das Objekt zeigen sich die s-förmigen Schwingungen, die sich durch die Horizontalebene ziehen und jene Dynamik erwirken, dank welcher der Betrachter nicht statisch vor der Skulptur stehen bleibt, sondern sich fast automatisch darum herum bewegt. Wenn auch nicht ganz so offensichtlich wie andere Skulpturen, etwa das ebenfalls in der Sammlung befindliche Objekt „Réveil“ (1938, Inv.-Nr. 3281), weckt die Figur der „Traumamphore“ Assoziationen zur Natur. Inspiration für die biomorphen Formen, die uns bei Arp immer wieder begegnen, soll der Künstler in Schwemmgut gefunden haben. Ihn interessieren die steten Wandlungen, denen die Natur unterworfen ist. Ihr Keimen, Reifen und Verfallen setzt er in Bezug zu seinen dreidimensionalen Arbeiten, die er aufgrund ihres latenten Wandlungs- und Bewegungspotenzials „Konkretionen“ nennt.

Die in ihren Ausmassen kleine Skulptur ist aus Gips gefertigt, Arps bevorzugtem Material. Den Umgang damit hat der Künstler noch in den 1910er-Jahren vom Schweizer Bildhauer Fritz Huf (1888–1970) gelernt. Vollumfänglich zum Einsatz kommt die Technik um 1930, als Arp die ersten vollplastischen Skulpturen schafft. Arp schätzt den neutralen Charakter von Gips, dessen einfache Handhabung und glatte Oberflächen, die relativ mühelos zu erzielen sind. Nichtsdestotrotz darf nicht vergessen gehen, dass es von den meisten Objekten auch Ausführungen in Stein und Bronze oder weitere Gipsgüsse gibt. Diese wurden grösstenteils auf Auftrag hergestellt, wohingegen die originalen Gipsplastiken nicht für den regulären Verkauf bestimmt waren. Von „Objet de rêve à l’anse“ existieren neben der Gipsversion im Aargauer Kunsthaus zwei Ausführungen in Marmor sowie ein Bronzeguss in einer Auflage von drei Exemplaren. Hinzu kommen verschiedene „Arbeitsgipse“, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind. Interessant ist, dass die weiteren Ausführungen teilweise erst viel später angefertigt werden. Unser Werk könnte demnach ein Nachguss von 1962 sein, was eine Beschriftung auf der Unterseite des Objekts vermuten lässt: „blu scuro acuraio / HArp Locarno 30.9.62“. Zwei Bronze-Versionen der ursprünglich 1941 konzipierten Arbeit stammen aus dem Jahr 1970. Die verschiedenen Auflagen und Ausgaben von Arps Skulpturen sind Gegenstand vieler Streitigkeiten gewesen; zahlreiche Ausführungen wurden posthum in Auftrag gegeben, meist im Rahmen von festgelegten Auflagenhöhen und durch die Nachlassvertreter autorisiert. Einige sind aber auch ohne offizielle Genehmigung entstanden, was immer wieder zu Diskussionen über deren Wert und Rang führt. Die Figur der Traumamphore wiederholt Arp selbst 1958 in einem grösseren Format. Er nennt sie nun „Entre cygne et amphore“ („Schwan oder Amphore“). Eine Ausführung dieser Fassung in Cristallina-Marmor befindet sich in der Fondazione Marguerite Arp in Locarno.

Yasmin Afschar

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