
Metall (Ikea-Uhr), 3 x 29.5 x 29.6 cm
Oft und gerne werden mit dem Aktionskünstler Roman Signer (*1938) Begriffe wie «explosiv», «elementar» und «energievoll» in Verbindung gebracht. Er selbst bezeichnet sich als Bildhauer, wobei sich seine Werke dem klassischen Skulpturenbegriff entziehen: Fahrräder werden zersägt und in Fässer gestopft, Raketen gemeinsam mit Strickmützen gezündet und Aktenkoffer aus Helikoptern geworfen. Im Rahmen von kraftvollen und oft auch humorvollen Aktionen setzt Signer Objekte in Gang, verändert ihr Aussehen und ihre Funktion. Signer selbst spricht dabei von «Ereignissen.» Am Ende des Prozesses steht das von Spuren gezeichnete Objekt, welches der Künstler passenderweise als «Zeitskulptur» bezeichnet.
Signers Objekt „Uhr (12.20)“ ist ein typisches Beispiel für diese konzeptuelle und zugleich physische Arbeitsweise. Der Künstler kaufte die einfache, dreidimensionale Wanduhr bei einem Grossverteiler. Er schoss mit einem gezielten Pistolenschuss ihren Uhrzeiger ab. Dabei wurde auch das Uhrwerk auf der Rückseite zerstört. Die eigentliche Funktion der Uhr, die Zeit anzuzeigen, ging dadurch verloren. Die Uhr wurde zur Zeugin und Erzählerin eines Ereignisses. Die Zeit wurde eingefroren, das Ticken verstummte. Nach einem einzigen Knall wurde es für immer still. Als Betrachtende der Skulptur kennen wir den Zustand des «Davor.» Die Skulptur Signers zeigt uns nun das «Danach.» Den entscheidenden Moment im Dazwischen können wir uns vorstellen.
Julia Schallberger, 2022