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Januarius Zick, Venus und der tote Adonis, 1730 - 1797
Oil on canvas, 45 x 58 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau

Der aus einer Künstlerfamilie stammende Januarius Zick (1730–1797) zählt zu den letzten bedeutenden Freskomalern des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Deutschland. Zick ist zwar auch als Maler von Staffeleigemälden bekannt, macht sich aber vor allem einen Namen als Schöpfer von Fresken und Altarblättern in Klöstern oder Kirchen Süddeutschlands wie beispielsweise Wiblingen, Oberelchingen bei Ulm, Rot an der Rot oder St. Ignaz in Mainz. Kurfürst Erzbischof Philipp von Walderdorff (1701–1768) ehrt seine Tätigkeit 1760/61 mit der Ernennung zum kurtrierischen Hofmaler.

Nach einer Maurerlehre arbeitet Zick in der Malerwerkstatt seines Vaters Johannes Zick (1702–1762), in der er wahrscheinlich schon als Knabe mitgeholfen hat. Die erste künstlerische Ausbildung erhält er durch ihn und es erstaunt somit nicht, dass sein Frühwerk eine enge Beziehung zum väterlichen Schaffen aufweist. Zicks Vorbilder finden sich in der italienischen und niederländischen Malerei, insbesondere die Lichtführung wie auch die Helldunkelkontraste Rembrandts (1606–1669) geben ihm wichtige Impulse. Um 1755/56 schlägt Zick seinen eigenen Weg ein und bricht als einer der ersten deutschen Künstler nach Frankreich auf. Paris ist im 18. Jahrhundert die kulturelle Hauptstadt Europas; die dortigen Einrichtungen der Akademie und des Salons üben eine grosse Anziehungskraft auf ausländische Kunstschaffende aus. Zwischen 1756 und 1758 vollzieht sich Zicks einschneidender künstlerischer Wandel: Er lernt die zeitgenössische Rokokomalerei kennen und mit ihr einer ihrer wichtigen Vertreter, François Boucher (1703–1770) – eine Begegnung, die sich auf Kolorit, Malweise, aber auch Themenwahl auswirkt. Er macht Bekanntschaft mit dem deutschen Malerkollegen Johann Georg Wille (1715–1808), dessen Beziehungen in Frankreich und sogar bis nach Rom, Basel und Augsburg sich Zick bei anschliessenden Aufenthalten zunutze machen kann. 1760/61 lässt er sich in Ehrenbreitenstein bei Koblenz nieder.

Erst nach seinen Studienreisen setzt sich Zick mit mythologischen Themen auseinander. Beim vorliegenden Gemälde, dessen Gegenstück „Adonis wird den Nymphen übergeben“ (vgl. Inv.-Nr. 1215) sich auch in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses befindet, greift er auf den Mythos von Venus und Adonis zurück, dem sich unter anderen Ovid im zehnten Buch seiner „Metamorphosen“ widmet. Venus verliebt sich in den schönen Adonis, der ihre Liebe erwidert. Adonis schenkt ihren Warnungen, das Jagen gefährlicher Tiere zu unterlassen, jedoch kein Gehör. Er begibt sich mit Hunden auf die Jagd und wird von einem Eber getötet. Venus findet den Toten und lässt, über den Verlust untröstlich, aus seinem Blut das Adonisröschen spriessen. So verbringt Adonis von nun an einen Teil des Jahres in der Unterwelt und den anderen Teil als Blume im Reich der Lebenden.

Zicks Venus steht mit ausgebreiteten Armen vor dem auf dem Boden liegenden Leichnam ihres Geliebten. Sie ist mit einem weissen Lendentuch gekleidet, und über ihre rechte Schulter fällt ein togaähnliches Gewand, das über ihre Hüften bis auf die Erde fällt. Dessen rote Farbgebung bildet einen deutlichen Akzent in der von Brauntönen dominierten waldigen Umgebung. Neben Venus‘ rechtem Bein steht Amor – ein von Zick häufig wiederholtes Motiv –, der seinen Pfeil zerbricht. Die auf Wolken gebetteten Putten mit dem Schwanengespann hinter ihr versprühen in ihrer heiteren Farbigkeit und Leichtigkeit einen rokokohaften Zauber, der im Gegensatz zum tragischen Bildinhalt steht.

Karoliina Elmer

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