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Salomon Landolt, Nächtliche Pferdeweide beim Kloster Wettingen, 1805
Gouache auf Papier, 85 x 63 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau
Copyright: Aargauer Kunsthaus

Dem in Zürich geborenen Salomon Landolt (1741–1818) wird zwar früh künstlerische Begabung zugesprochen, aber seine Bestimmung ist eine militärische Laufbahn. Erste Unterweisungen im Reiten, Schiessen und Jagen erhält er durch einen Onkel auf dem Anwesen des Schlosses Wülflingen, dem Landgut seines Grossvaters mütterlicherseits, General Salomon Hirzel (1672–1755). Anschliessend wird er in der Zürcher Obervogtei Wellenberg im Thurgau militärisch ausgebildet und lernt nebenbei bei Johann Jakob Wirz (1694–1773) das Porträtzeichnen. 1764 tritt er in die Ecole d’Artillerie in Metz ein, wo er den französischen Schlachtenmaler Jean-Baptiste Le Paon (1738–1785) kennenlernt. Mit ihm reist er nach Paris und lebt dort für einige Zeit. 1768 kehrt Landolt nach Zürich zurück und wird zum Stadtrichter gewählt. Von 1781 bis 1787 ist er Landvogt von Greifensee – Gottfried Kellers bekannte gleichnamige Novelle wurde davon inspiriert. Nach 1795 hält Landolt die gleiche Stellung in Eglisau inne.

Landolts politisches Wirken trägt ihm bei der Bevölkerung hohe Achtung ein, und er bleibt bis in das hohe Alter militärisch aktiv. Er lebt in einer äusserst bewegten Epoche, denn 1798 besetzen die Franzosen unter Napoleon weite Teile der Schweiz. Trotz Widerstand seitens verschiedener Orte der Alten Eidgenossenschaft wird die Helvetische Republik nach französischem Vorbild ausgerufen. Die Schweiz wird fortan zum Schauplatz von Kämpfen zwischen französischen, österreichischen und russischen Truppen. In diesen unruhigen Zeiten engagiert sich Landolt vorab als Landvogt oder Offizier und wendet sich nur in ruhigeren Phasen der Malerei zu. Er beteiligt sich auch an Ausstellungen. Neben kriegerischen Szenen, durch den Wald streifenden Reitern, Feldwachen und Jagdpartien malt Landolt auch friedliche Bildinhalte, bevorzugt Mondscheinidyllen.

In „Nächtliche Pferdeweide beim Kloster Wettingen“ wird der Blick über drei Pferde in der rechten Bildecke auf die im Titel erwähnte Weide gelenkt. Landolts Vertrautheit mit diesen Tieren und ihre genaue Beobachtung mündet in der gekonnten Darstellung von unterschiedlichsten Haltungen und Rassen. Im linken Bildvordergrund befinden sich Menschen am Ufer des Gewässers und zwei weitere Figuren stehen auf einer schmalen Brücke, die darüber führt. Ein Gebäude mit einem Turm thront auf einem Hügel im linken Bildhintergrund steht. Der Himmel ist bedeckt, bloss an einer Stelle reisst die Wolkendecke auf und lässt den Vollmond hervorscheinen, der die Szenerie in ein romantisches Halbdunkel taucht. Landolt gelingt eine äusserst stimmungsvoll beleuchtete, ruhige Darstellung, die in ihrem Zauber einen Kontrast zu den kämpferischen Geschehnissen bildet, mit denen sich der Maler konfrontiert sieht.

Landolt zieht die Technik der Gouache der Ölmalerei vor, da „[…] ihm das Ölmahlen mit zu vielen Unbequemlichkeiten begleitet ist […].“, wie Johann Caspar Füssli (1706–1782) unter dem Pseudonym Heinrich Werdmüller in seinem Buch „Geschichte der besten Künstler in der Schweiz“ 1774 verrät. Autodidaktisch gelangt Landolt durch Experimentieren zu dauerhaft intensiven Gouachefarben von wirkungsvoller Leuchtkraft.

Karoliina Elmer

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