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Renée Levi, Viola, 2014
Acryl auf Baumwolle, 230 x 230 cm, Gemälde
Aargauer Kunsthaus Aarau

Das künstlerische Schaffen von Renée Levi (*1960) wird oft unter dem Gesichtspunkt seiner Beziehung zur Architektur diskutiert. Dies nicht ohne Grund, hatte Levi, bevor sie ab 1987 Bildende Kunst an der Zürcher Hochschule der Künste studierte, bereits ihr Studium der Architektur abgeschlossen und für zwei Jahre mit den Basler Architekten Jacques Herzog (*1950) und Pierre de Meuron (*1950)zusammengearbeitet. Seit 1985 nimmt Levi an Kunst-am-Bau-Wettbewerben teil und sucht auch in ihren freien Arbeiten nach Zusammenhängen zwischen Kunst und Architektur.

Viele von Levis Werken wurden für einen bestimmten Ort geschaffen. Das Paradigma der Ortsspezifität geht auf die Konzeptkunst und Minimal Art der 1960er- und 1970er-Jahre zurück. Vertreter der besagten Kunstströmungen formulierten eine bildkritische Haltung und diskutierten oder verkündeten gar das historische Ende der Malerei. Levi verfolgt in ihrer Arbeit unter anderem, anhand welcher Möglichkeiten und unter welchen Bedingungen sich Malerei weiterhin autonom behaupten kann. Durch ihre Arbeitsweise – Levi besprayt oder bemalt zumeist grossformatige Wände, Holzpaneele, Gips- und MDF-Platten oder Leinwände in gestischem Duktus – kommen zudem performative Momente ins Spiel. Die Bilder evozieren durch ihre Dimension, dass die Künstlerin bei ihrer Entstehung vollen Körpereinsatz leistet. Wer Levi bereits einmal live bei der Arbeit erleben durfte oder sie auf einem Foto in ihrem weissen Schutzanzug mit Maske abgebildet gesehen hat, weiss sich
in dieser Vermutung bestätigt.

Das Gemälde “Viola“ entstand als Teil einer Serie für eine Ausstellung in Paris. Mit einem in Farbegetunkten Lappen an einem langen Stiel hat Levi die schwungvollen blauen Linien auf die Leinwand gebracht. Sie bezeugen die Bewegung und die Geste, mit der sie in einem Zug aufgetragen wurden, und auch die vielen Farbspritzer machen auf den Entstehungsprozess des Bildes aufmerksam. Gleichzeitig wird die Malerei an sich, in ihrer Farbe, Form und Textur spürbar. Die mäandernden Linien strukturieren die gesamte Bildoberfläche und aktivieren die nur leicht grundierte Leinwand. Mit unterschiedlicher Intensität aufgetragen, in ihrer Breite variierend und sich überschneidend, erinnern die blauen Bänder an Schriftzeichen, bleiben aber abstrakt und frei von jeglichem symbolischen Gehalt.

Bettina Mühlebach, 2018

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