Holz, Leder, 100.5 x 66 x 3.5 cm
Der in Winterthur lebende und arbeitende Künstler Mario Sala (*1965), der nach einer Ausbildung zum Grafiker den Studienbereich Bildende Kunst an der Hochschule für Gestaltung in Zürich besuchte, oszilliert gewandt im Bereich Malerei, Zeichnung, Objekt und Plastik als auch in der Kunst im öffentlichen Raum. Wie einer seiner Leitfiguren, der aus einem Atelieraufenthalt in Kairo entstandene «Drifter», mäandriert der Betrachtende zwischen sich überlagernden Bildebenen, so dass das Gewöhnliche vermeintlich erkennbar und doch überraschend unfassbar erscheint.
Eine besondere Sinneserfahrung evoziert die neu erworbene Arbeit „FLEX. 2010“, deren Ankauf aus der Ausstellung „Davor Darin Danach. Die Sammlung im Wandel 2022“ im Aargauer Kunsthaus hervorging. Sie stammt aus der Serie der „Lederbilder“, die Galerie Nicola von Senger Zürich präsentierte. Angefertigt wurde dieses Werk mittels Holzkernverleimung, danach schaffte der Künstler mit Sägen und Stechbeitel Vertiefungen und den Schliff. Schlussendlich erhielt der bearbeitete Holzkern einen Lederbezug. Satt um den Objektkörper spannt sich diese Lederhaut, deren eigenartige Spuren Zahnabdrücken ähneln.
Vom Aargauer Kunsthaus ebenfalls neu erworben ist die Arbeit „Bild II“. Sie entstammt dieser Kleinserie und hier mutet das Motiv wie eine gepolsterte Türe an. Diesen Bildobjekten gemeinsam ist eine Beziehung zu unserer Welt der Dinge, zu materiellem Besitz und zu Erweiterungen unseres Körpers. Es sind reduzierte Aussagen, die durch ihre vage, traumwandlerische Präzision körperlich werden. Den Worten von Mario Sala zufolge lassen diese Arbeiten Unheimliches und Fremdartiges zu, wobei unser Selbstverständnis im Zentrum des Universums zu leben durch die Sonderbarkeit dieser Bildsprache in den Hintergrund rückt.
Alle „Lederbilder“ sind Vorstufen der lackierten Aluminium-Arbeiten, von der sich ebenfalls eine Serie von Werken mit dem jeweiligen Titel „Please 06“, in der Sammlung des Aargauer Kunsthaus befindet. In diesen „Autolackbildern“ sind die Ränder der Bleche gerundet und von Hand bearbeitet, so dass die Farbschichten wie eine Flüssigkeit in andauernder Bewegung über die Ränder zu fliessen scheinen.
Ebenso beherbergt die Sammlung die Werkserie mit den Zeichnungen „Projekt“ aus den 90er Jahren, zu der eine Reihe kleiner Hockerskulpturen gehört, die von Besuchern benützt werden könnten. Diese Hocker nehmen ebenfalls bereits die direkte Begegnung mit der Welt der Dinge, des Besitzes und den Körpererweiterungen auf. In den Zeichnungen finden sich Verweise auf Bauideen und mögliche Installationen. In Salas Arbeiten sind Erfindungen und Erlebnisse sowohl in fiktionalen als auch realen Dimensionen verarbeitet. Diese Komplexität zieht sich als Leitmotiv durch sein Werk.
Die mehrteilige, ebenfalls neu angekaufte Arbeit „Wild Bunch“ führt eher von der opaken Präsenz der Lederbilder und der unmittelbaren Körperlichkeit der Autolackbilder weg. Stattdessen eröffnet sich in «Wild Bunch» die Weite einer Fata Morgana, die sich auch in den Zeichnungen aufspüren lässt.
Ursula Meier, 2024