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Raphael Georg Jakob Christen, Büste Frey-Herosé, Vor 1880
Gips, bronziert, 43 x 30 x 11 cm
Aargauer Kunsthaus Aarau

Raphael Christen (1811–1880) wird in Basel als jüngster Sohn des bekannten Bildhauers Joseph Anton Maria Christen (1767–1838) geboren. Über das Schaffen des jüngeren Christen liegen kaum Dokumente vor, und auch die kunsthistorische Forschung berücksichtigt ihn nur marginal. Obwohl er nicht das künstlerische Niveau seines Vaters erreicht, schafft Raphael Christen doch solide Werke, unter denen neben einigen Grabmälern und Porträtbüsten Werke im öffentlichen Raum, insbesondere die Bronzestatue für den Bernabrunnen (1857–1863) vor dem Berner Bundeshaus, zu erwähnen sind.

Nach einem Aufenthalt in Rom von 1834 bis 1835, wo er seine Studien beim dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770–1844) weiterführt, ist Christen um 1838 zurück in der Schweiz. Im Berner Oberland unterrichtet Christen Holzschnitzen sowie den Umgang mit Alabaster und Marmor. Die Region ist damals bekannt für die Produktion von geschnitztem Kunsthandwerk, und Christens Anstellung scheint in Verbindung zu stehen mit einem Projekt, das die Berner Regierung Anfang des 19. Jahrhunderts initiierte, um die künstlerische Qualität zu steigern. Christen lässt sich 1848 in Bern nieder und übt neben seiner Tätigkeit an der dortigen neuen Modellierschule für Handwerkslehrlinge öffentliche Aufträge aus.

Christen erschafft zahlreiche Porträtplastiken damaliger Persönlichkeiten, zu denen auch die Büste des Aarauer Chemiefabrikanten Friedrich Frey-Herosé (1801–1873) in der Sammlung des Aargauer Kunsthauses gehört. Neben seiner Position als Direktor der Aarauer Betriebe setzt sich Frey-Herosé aktiv im politischen Leben ein: Zunächst ist er als Ratsmitglied in der Regierung des Kantons Aargau tätig. Nach der Gründung des Bundesstaates wird er 1848 zum Mitglied des ersten Bundesrates gewählt. Besonderes Verdienst kommt Frey-Herosé zu, als er 1860 zu einer friedlichen Lösung der Abtretung Savoyens an Frankreich beiträgt.

Die vorliegende Plastik ist wohl im Zusammenhang mit der Wahl Frey-Herosés in den Bundesrat gefertigt worden. Sie weist den für Christens Büsten charakteristischen geradeaus blickenden Kopf auf, was dem Porträtierten den für den Anlass angemessenen ernsten sowie feierlichen Ausdruck verleiht. Auf die Darstellung von Gefühlsregungen verzichtet Christen, und ihm gelingt es, trotz idealisierender Tendenzen, persönliche Züge festzuhalten.

Karoliina Elmer

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