Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.
X
Rudolf Johann Koller, Der Pflüger, 1870
Oil on canvas, 65.5 x 114.5 cm, Gemälde
Aargauer Kunsthaus Aarau

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts schliesst sich eine junge Künstlergeneration um Rudolf Koller (1828–1905), Albert Anker (1831–1910) und Frank Buchser (1828–1890) dem internationalen Realismus an. Deren Vertreter bevorzugen die Gattung der Genremalerei, die sich dem alltäglichen Leben der Menschen widmet. Mit ihren vertrauten und nachvollziehbaren Inhalten ermöglicht sie dem bürgerlichen Publikum einen leichten Zugang und lässt die bis anhin dominante Historienmalerei in den Hintergrund treten.

„Der Pflüger“ eröffnet uns Betrachtenden den Blick auf ein Ackerland. Eine männliche Figur treibt mit schwingender Peitsche ein Ochsengespann mit einem Pferd an der Spitze an. Der Pflug wird von einer weiteren Person in gebückter Haltung geführt. Dahinter erstreckt sich eine Ebene mit weiteren Feldern, über der eine Schar von Vögeln kreist.

Der Kanton Aargau erwirbt das vorliegende Ölgemälde aus der Turnusausstellung 1870 für die Sammlung des Aargauer Kunsthauses. Zwischen 1866 und 1870 beschäftigt sich Koller in zahlreichen Gemälden mit dem Thema des Pflügens. Interessant ist der Vergleich mit einer ebenfalls zu den hiesigen Beständen gehörigen Skizze (vgl. Inv.-Nr. 268), die als Vorstudie des vorliegenden Gemäldes erachtet wird. Wählt Koller in der Studie ein Doppelgespann von Ochsen, setzt er in der definitiven Fassung dem Zug ein Pferd vor und betont somit die Raumwirkung durch den tief gesetzten Horizont entscheidend. Gemeinsam ist beiden Blättern der starke Kontrast zwischen den erdigen Tönen des realistischen Vordergrundes und des hellen Hintergrundes. Es handelt sich dabei um ein Charakteristikum dieser Schaffenszeit, das erkennen lässt, dass sich Koller der aktuellen Tendenzen in der Landschaftskunst bewusst ist, wie sie Constant Troyon (1810–1865) und Jean-Baptiste Camille Corot (1796–1875) verfolgen. Besonders auffällig ist der impressionistisch anmutende Ausblick am linken Bildrand. Die Stimmung im Sinne der Schule von Barbizon atmosphärisch zu erfassen, liegt Koller jedoch fern, und er bleibt der Zeichnung und der Wahrung von klaren Konturen verpflichtet.

Das 19. Jahrhundert ist ein bedeutendes Jahrhundert für die Landschafts- und Tiermalerei. Wie seine Malerkollegen Anker und Robert Zünd (1826–1909) ist Koller bestrebt, die Natur, die Tiere sowie die Menschen im Studium genau zu beobachten und in ihrer konkreten Existenz darzustellen: „Sei nur Kind der Natur und gib’s wie Du sie siehst.“ Die Natur bildet folglich den Massstab. Sie enthält alles – es muss nur gesehen und geformt werden. Koller verschafft sich in erster Linie einen Ruf als Tiermaler und findet mit seinen Darstellungen auch in Deutschland und Frankreich Anerkennung. 1862 erwirbt sich der in Zürich geborene Koller ein Haus am Zürichhorn. Er hält verschiedene Tiere als Modelle, die er auch im Freien während längerer Zeit studieren kann, denn „ein Tier soll gegeben werden, wie es sich im Leben gibt“. Durch den alltäglichen Umgang mit Tieren gelingt es Koller, das Charakteristische über das Ideale hinaus präzise festzuhalten.

Karoliina Elmer

X