Öl, Bleistift auf Karton auf Pavatex, 65 x 47 cm
Das Aargauer Kunsthaus beherbergt eine repräsentative Werkgruppe von Hans Richter (1888–1976), die seine frühen kubistischen und seine späten ungegenständlichen Arbeiten sowie sein filmisches Schaffen umfasst. Der in Berlin geborene Maler, Grafiker, Kunsttheoretiker und Filmemacher zählt heute zu den bedeutendsten Pionieren des abstrakten Films.
Mit dem Gemälde Cello kann auf bestimmte Aspekte der Abstraktion in der frühen Moderne eingangen werden. Richter schliesst sich der Künstlervereinigung „Der Sturm“ und der Avantgarde um Herwarth Walden (1878–1941) an. 1913 sieht er in Waldens Berliner Galerie zum ersten Mal Werke der Kubisten und Futuristen. Wie stark ihn diese beeindrucken und anregen, führt das in Weiss, Schwarz und Brauntönen gehaltene Werk Cello aus Richters früher Schaffensphase vor Augen: Der Musiker und sein Instrument treten hinter der weit abstrahierten und rhythmisch strukturierten Darstellung zurück. Es zeigt somit einerseits die kubistische Zerlegung der Form und die analytische Verzahnung des Sujets mit der Fläche, andererseits kommt es der futuristischen Aufforderung nach adäquater Darstellung von Bewegung und Dynamik im statischen Bild nach.
Dem Gemälde ist – unabhängig von Motiv und Bildtitel – eine Musikalität eigen, die Richters künstlerisches Schaffen von Anfang an leitet. Im Kubismus glaubt er das musikalische Ordnungsprinzip zu erkennen. In jener Zeit Anfang der 1910er-Jahre behandelt er in zahlreichen Werken Themen der Musik und vergleicht die kubistische Bildstruktur mit Bachs „Kunst der Fuge“. 1916 hält sich Richter in Zürich auf und fertigt 1916/17 die „Studien für Orchester“ (vgl. Inv.-Nr. 4616.01–04), in denen er die kubistische Formzerlegung weiter vorantreibt, um zu einer rein abstrakten, autonomen Bildgestaltung zu gelangen.
Karoliina Elmer